Parallelimporte

Weitere Arzneimittel auf „Sperrliste“ APOTHEKE ADHOC, 18.02.2019 10:48 Uhr

Die Italiensiche Arzneimittelagentur hat die Liste der Arzneimittel erweitert, die üblicherweise nur an Krankenhäuser und Krankenhausapotheken geliefert werden. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Die italienische Arzneimittelbehörde AIFA hat die aus dem Jahr 2014 stammende Liste der Arzneimittel, die in Italien überwiegend an Krankenhäuser und Krankenhausapotheken geliefert und mutmaßlich illegal exportiert wurden, erweitert. Darüber informieren das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Parallelimporteure.

Im April 2014 waren in Deutschland gefälschte Fläschchen des Onkologikums Herceptin (Trastuzumab) aufgefallen. Die Ware soll bereits 2013 in italienischen Krankenhäusern gestohlen und illegal vermarket und so wieder in die Lieferkette gelangt sein. Laut AIFA sollen die Packungen damals über Großhändler und Apotheken in Osteuropa wieder an italienische Großhändler verkauft worden sein.

Die AIFA hatte im Oktober 2014 eine Liste der Arzneimittel veröffentlicht, die von den Zulassungsinhabern überwiegend an Krankenhäuser geliefert werden. Darauf zu finden sind: Afinitor (Everolimus), Atripla (Efavirenz/Emtricitabin/Tenofovir), Avastin (Bevacizumab), Caelyx (Doxorubicin), Ecalta (Anidulafungin), Eviplera (Tenofovir/Emtricitabin/Rilpivirin), Exjade (Deferasirox), Faslodex (Fulvestrant), Gilenya (Fingolimod), Herceptin (Trastuzumab), Iressa (Gefitinib), MabThera (Rituximab), Nplate (Romiplostim 250mg), Prezista (Darunavir), RoActemra (Tocilizumab), Stelara (Ustekinumab), Sutent (Sunitinib), Tasigna (Nilotinib), Truvada (Emtricitabin/Tenofovir), Tysabri (Natalizumab), Velcade (Bortezomib), Viramune (Nevirapin), Viread (Tenofovir) und Votrient (Pazopanib).

Italienische Krankenhausapotheken haben in der Regel keine Großhandelserlaubnis. Laut PEI ist daher davon auszugehen, dass die Arzneimittel auch nicht aus Italien exportiert werden dürfen.

Jetzt wurde die Liste erweitert. Mit Kenntnisstand vom 6. Februar sind zusätzlich folgende Präparate betroffen: Alecensa (Alectinib), Bavencio (Avelumab), Citovirax (Ganciclovir), Cotellic (Cobimetinib), Erivedge (Vismodegib), Erbitux (Cetuximab), Esbriet (Pirfenidon), Fuzeon (Enfuvirtid), Gazyvaro (Obinutuzumab), Hemlibra (Emicizumab), Invirase (Saquinavir), Kadcyla (Trastuzumab Emtansin), Ocrevus (Ocrelizumab), Perjeta (Pertuzumab), Rebif (Interferon beta-1a), Tarceva (Erlotinib), Tecentriq (Atezolizumab) und Zelboraf (Vemurafenib).

PEI und BfArM empfehlen daher die Abklärung der Legalität der gesamten Lieferkette für die genannten Arzneimittel, sofern diese auf dem deutschen Markt gehandelt oder vertrieben wurden oder vertrieben werden sollen.

Im Juli 2018 hatte das ARD-Magazin „Kontraste“ außerdem einen Skandal um mutmaßlich gestohlene Krebsmedikamente aufgedeckt. Die brandenburger Firma Lunapharm soll gestohlene Krebsmedikamente von einer griechischen Apotheke bezogen und in mehrere Bundesländer geliefert haben. Die italienische Arzneimittelaufsicht AIFA teilte im Sommer gegenüber APOTHEKE ADHOC mit, dass sie die deutschen Behörden per RAS-Meldung über den Verdacht informiert hat, dass Lunapharm über die griechische Quelle auch aus italienischen Kliniken gestohlene Arzneimittel vertrieben hat. Laut AIFA besteht der begründete Verdacht, dass die in Italien gestohlenen Arzneien „irgendwo“ mit gefälschten Rechnungen von nicht existierenden Händlern „gewaschen“ wurden.