Untersuchung von Urinproben

Weichmacher in Sonnencremes: Was sagen die Hersteller?

, Uhr
Berlin -

Bei der Untersuchung von Urinproben, die von Kindergartenkindern stammten, wurde ein Metabolit des Weichmachers Di-n-hexylphthalat (DnHexP) gefunden. Aufgrund ihrer Zusammensetzung rückten schnell einige Sonnenschutzprodukte in den Fokus, die für das Vorkommen des Weichmachers in den Urinproben verantwortlich sein könnten. APOTHEKE ADHOC hat bei den Herstellern nachgefragt.

Die Ergebnisse der Untersuchung der Urinproben wurden durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) veröffentlicht. Dabei konnte in 26 Prozent der Proben aus den Jahren 2017 und 2018 Mono-n-hexyl-Phthalat (MnHexP) gefunden werden. Für die Proben aus den Jahren 2020 und 2021 ergab die Auswertung sogar einen Wert von 61 Prozent. Eine Prüfung der aktuellen Daten des Umweltbundesamtes (UBA) aus der „sechsten Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit“ zeigte auch bei 37 Prozent des untersuchten Urins von Erwachsenen ein Vorkommen von MnHexP. Aufgrund der Fragebögen, die durch die Erwachsenen bei der Prüfung des UBA ausgefüllt wurden, stand der Verdacht im Raum, dass Sonnenschutzmittel die Quelle der erhöhten Werte von MnHexP sein könnten.

BfR sieht „keinen Anlass für eine erhöhte Besorgnis“

Bei MnHexP handelt es sich um einen Metaboliten des Weichmachers DnHexP, dessen Verwendung in kosmetischen Produkten jedoch bereits seit 2019 aufgrund der fortpflanzungsschädlichen Eigenschaften verboten ist. Die Europäische Kosmetikverordnung legt fest, dass DnHexP „nur noch unbeabsichtigt und in technisch unvermeidbaren Konzentrationen in kosmetischen Produkten vorhanden sein darf. Bedingung hierfür ist, dass die Sicherheit des kosmetischen Mittels durch den verbotenen Stoff nicht beeinträchtigt wird.“

Bekannt ist mittlerweile, dass der häufig verwendete und gut verträgliche UV-Filter Diethylamino hydroxybenzoyl hexyl benzoat (DHHB) durch DnHexP verunreinigt sein kann. Aufgrund von Stoffwechselprozessen gibt es die Möglichkeit, dass daraus MnHexP entsteht. Vollständig geklärt ist die Herkunft des Stoffes in den Urinproben jedoch nicht und Untersuchungen laufen derzeit noch. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht in den nachgewiesenen Konzentrationen von MnHexP in Urinproben „keinen Anlass für eine erhöhte Besorgnis.“ Zudem stellt das BfR fest, dass „bei Verwendung von Sonnenschutzmitteln, die bis zu 10 Prozent eines mit bis zu 0,3 Prozent DnHexP verunreinigten UV-Filters enthalten, ein hinreichender Sicherheitsabstand besteht und im Hinblick auf DnHexP somit eine gesundheitliche Beeinträchtigung unwahrscheinlich ist.“

Was sagen die Hersteller von Sonnenschutzprodukten?

Wir haben uns bei verschiedenen Herstellern von Sonnenschutzprodukten umgehört und zur Verwendung des UV-Filters DHHB in ihren Produkten befragt.

ISDIN: Viele Produkte dieser Firma enthalten den UV-Filter DHHB nicht, sodass Kund:innen auch auf Produkte mit anderen UV-Filtern zurückgreifen können. Dies trifft unter anderem auch auf Eryfotona AK Fluid, ISDIN FotoUltra Age Repair Fusion Water LSF 50, Fotoprotector Fusion Water Magic LSF 50, Fotoprotector ISDIN Lotion Spray LSF 50 und Fotoprotector ISDIN Fusion Fluid Mineral Baby Pediatrics LSF 50 zu.

„Alle ISDIN-Produkte werden mit hohen Qualitätsansprüchen hergestellt, sowie unter Berücksichtigung von strikten Qualitätsstandards der EU-Kosmetikverordnung und Inhaltsstoffen kontinuierlich auf Sicherheit und Wirksamkeit überprüft. Die Sicherheit unserer Kunden hat für uns höchste Priorität und daher halten wir uns selbstverständlich an die neuesten Vorschriften, die von unserem Industrieverband IKW (Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel) und den zuständigen Gesundheitsbehörden festgelegt wurden. Keines der von ISDIN vermarkteten Sonnenschutzmittel, die den UV-Filter DHHB enthalten, stellt ein Gesundheitsrisiko für die Verbraucher dar“, so ein Sprecher.

Stada: Die Ladival-Sonnenschutzprodukte werden mit hohen Qualitätsansprüchen hergestellt und die Diskussion um möglicherweise vorkommende Weichmacher aufmerksam beobachtet. Der eigens gesetzte Auftrag von Stada ,Caring For Peoples Health as a Trusted Partner’ wird sehr ernst genommen und verfolgt. Ebenso wird ein enger Austausch mit dem Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V. (IKW) gehalten, der bereits offiziell Stellung zum Vorkommen von MnHexP in Sonnenschutzmittel genommen hat und diese nicht als Quelle des Weichmachers sieht.

Galderma: Der Hersteller der Sonnenschutzprodukte Cetaphil sieht sich „gegenüber den Verbrauchern verpflichtet, nur absolut sichere Produkte anzubieten. Alle verwendeten Rohstoffe werden umfangreich geprüft und erfüllen höchste Standards in Bezug auf Reinheit und Qualität. Alle unsere Produkte können ohne gesundheitliche Bedenken angewendet werden.“ Falls dennoch von den Kund:innen ein Produkt ohne DHHB gewünscht werden sollte, kann auf die Cetaphil SUN Liposomale Lotion SPF 50+ zurückgegriffen werden, die in verschiedenen Packungsgrößen erhältlich ist.

Beiersdorf: „Sonnenschutzprodukte sind streng reguliert und werden weltweit kontinuierlich auf Sicherheit und Wirksamkeit überprüft. Selbstverständlich halten wir uns an die strengen Qualitätsstandards der EU-Kosmetikverordnung. Die Sicherheit unserer Konsument:innen hat für uns höchste Priorität. Wir sind daher im engen Austausch mit den Behörden über unseren Industrieverband IKW (Industrieverband für Körperpflege und Waschmittel e.V.) und anderen Industriepartnern und verfolgen die aktuellen Diskussionen aufmerksam.“

Pierre Fabre: „Sonnenschutzprodukte unterliegen EU-weit einer Vielzahl gesetzlicher Bestimmungen, die die Sicherheit der Produkte für den Verbraucher gewährleisten. Alle von der Pierre Fabre Dermo-Kosmetik GmbH verwendeten Rohstoffe werden umfangreich geprüft und erfüllen höchste Standards in Bezug auf Reinheit und Qualität.

Die Sicherheit unserer Kund:innen hat für die Pierre Fabre Dermo Kosmetik GmbH oberste Priorität und wir verpflichten uns, nur Produkte auf den Markt zu bringen, deren Sicherheit gewissenhaft geprüft wurde. Mit den Behörden und dem Industrieverband IKW (Industrieverband für Körperpflege und Waschmittel e.V.) stehen wir in engem Austausch zu diesem Thema.“

Wollen Kund:innen ein Produkt ohne DHHB (Uvinul A+), können folgende Produkte empfohlen werden:

  • Avène Sunsimed
  • Avène Kindersonnenspray LSF 50+
  • Avène Kindersonnenmilch LSF 50+
  • Avène Sonnenmilch LSF 50+
  • Avène Sonnenspray LSF 50+
  • Mineralische Kompaktsonnencreme sand LSF 50
  • Mineralische Kompaktsonnencreme gold LSF 50.

„Als Hersteller kosmetischer Mittel trägt Pierre Fabre die Verantwortung, dass die dem Verbraucher zur Verfügung gestellten Produkte sicher sind. Dieser Verpflichtung kommt Pierre Fabre im Rahmen der umfangreichen gesetzlichen Regelungen weltweit nach.“

L’Oréal wurde ebenfalls zur Verwendung von DHHB in ihren Sonnenschutzprodukten angefragt. Eine Antwort steht hier bisher noch aus.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die derzeitigen Untersuchungen keinen Hinweis darauf geben, dass Sonnenschutzmittel die Quelle von dem in Urinproben nachgewiesenem Weichmacher MnHexP sind. So können als mögliche Quellen auch Spielzeuge, Fußböden oder andere Gegenstände in Frage kommen, mit denen die Kinder und Erwachsenen Kontakt hatten. Auf Sonnenschutzmittel zu verzichten ist keine Option, da der Schutz vor UV-Strahlung die Risiken deutlich überwiegt.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Gut versorgt durch die Feiertage
Hausapotheke: Jetzt Vorräte aufstocken
Blutzuckerspitzen vermeiden
Diabetiker: Gesund durch die Adventszeit
Mehr aus Ressort
Pankreatitis als Nebenwirkung
Mounjaro: Tod nach Abnehmspritze
Novo Nordisk veröffentlicht Studienergebnisse
CagriSema: Enttäuschende Ergebnisse für Ozempic-Nachfolger

APOTHEKE ADHOC Debatte