Wechseljahrsbeschwerden

Estradiol zum Sprühen

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Berlin -

Für die Hormonersatztherapie steht künftig eine weitere Darreichungsform zur Verfügung: Gedeon Richter bringt ab Juni ein neues Präparat als Spray auf den Markt. Lenzetto soll den etablierten Gelen und Pflastern bei Wechseljahrsbeschwerden Konkurrenz machen.

Pro Sprühstoß werden 1,53 mg des Wirkstoffes in Alkohol und Octisalat auf die Haut gesprüht. Über ein 24-Stunden-Depot soll das Hormon langsam in die Blutbahn übertreten. Ein Gleichgewicht wird nach sieben Tagen erreicht.

Für einen stabilen Blutspiegel muss das Spray jeden Tag angewendet werden. Nach zwei Wochen soll die Wirkung eintreten und Hitzewallungen reduziert werden. Auch die Schwere der Wärmeschübe gehen laut einer klinischen Studie zurück: In allen drei Estradiol-Gruppen (ein, zwei und drei Sprühstöße) wurde im Vergleich zu Placebo eine signifikante Abnahme der Häufigkeit von Hitzewallungen nach vier und nach zwölf Wochen erreicht. In der 12. Woche hatte sich in der Verum-Gruppe die durchschnittliche Anzahl der Hitzewallungen pro Tag um acht Vorfälle reduziert.

Die Dosierung des verschreibungspflichtigen Arzneimittels kann je nach Stärke der Beschwerden angepasst werden: Entsprechend der klinischen Studiendaten werden ein bis drei Stöße empfohlen. Dadurch ist die Wirksamkeit laut Hersteller auch bei einem höheren Körpergewicht gewährleistet. 56 Sprühstöße sind in einer Packung enthalten.

Vor dem Auftragen sollte die Haut trocken und unbehandelt sein. Das Spray soll innerhalb von 60 Sekunden trocknen und keine Rückstände auf der Haut hinterlassen. Das Waschen der Haut sei nach einer Stunde möglich, so der Hersteller. Dann findet auch keine Haut-zu-Haut-Übertragung mehr statt.

Laut Hersteller reduziert die transdermale Hormonersatztherapie das Risiko für die Entwicklung von Venenthrombosen, Gallensteinen und Hypertriglyceridämie. Mögliche Nebenwirkungen von Lenzetto sind Kopfschmerzen und Spannungsgefühl in der Brust.

Der ungarische Hersteller hat das Produkt vom australischen Unternehmen Acrux lizenziert. Bis zum Jahr 2020 soll das Präparat bis zu 10 Millionen Euro einbringen. Bislang ist der Markt der Hormonersatztherapie durch lokal wirksame Therapeutika dominiert: Laut Arzneiverordnungsreport (AVR) entfielen 2014 fast zwei Drittel der verordneten Tagesdosen (DDD) auf Vaginalzäpfchen und -cremes (263,9 Millionen DDD).

Erst an dritter Stelle folgen, nach den oralen Estrogen-Präparaten (65,3 Millionen DDD), die transdermal applizierbaren Hormone, die entweder als Gel oder als Pflaster verfügbar sind. Hersteller von Estradiol-haltigen Gelen sind etwa Dr. Kade (Gynokadin), Hexal (Estramon) und Novartis (Estradot). Pflaster mit dem Wirkstoff gibt es von Hexal (Estramon), 1A Pharma (Estradiol TTS) und Meda (Dermestril).

Die Verordnungen von Estrogenpräparaten nehmen seit Jahren leicht ab. Deutlich rückläufig sind die Verordnungen von konjugierten Estrogenen, die aus dem Harn trächtiger Stuten gewonnen werden. Sie haben nach aktuellem Wissensstand keine zusätzlichen Effekte im Vergleich zu dem synthetisch herstellbaren Estradiol.

Nicht alle Frauen leiden während der Wechseljahre unter Beschwerden. Tatsächlich bemerkt etwa ein Drittel gar nichts, ein weiteres Drittel klagt nur über leichte, die restlichen Frauen über schwere Belastungen. Dazu gehören oft Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Schlafstörungen – Folgen der Umstellung des Hormonhaushalts.

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