Covid-19 und Sepsis

Was kann Vitamin C?

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Berlin -

Vitamin C rückt bei unterschiedlichsten Therapieansätzen immer wieder in den Fokus – immerhin stärkt es das Immunsystem. Hoch dosiertes Vitamin C entfaltet prooxidative Wirkungen und beeinflusst epigenetische Prozesse. Eine Wirkung hoher Dosen bei Krebserkrankungen wurde bereits diskutiert und zum Teil untersucht. Auch eine Wirkung auf Covid-19 wird vermutet – aktuell laufen sieben Studien mit dem Wirkstoff. Zentral ist auch die Frage der Applikationsart – oral oder intravenös?

Zu Vitamin C innerhalb einer Infusionstherapie bei Covid-19 wurden seit Februar mehrere klinische Studien angemeldet. Forscher vermuten eine Wirksamkeit gegen Sars-CoV-2 aufgrund der zahlreichen antiviralen Effekte von Ascorbinsäure. Gleichzeitig geht man von einer Wirkung gegen den Zytokinsturm aus. Diese Ausschüttung schädigt Lunge und Gefäße – die entstehende Endotheliitis kann auch zu einem Multi-Organversagen führen. Für die Therapie solcher Covid-Patienten bedeutet dies, dass neben der Unterdrückung der Virusreplikation vor allem auch eine Stabilisierung des Endothels im Vordergrund stehen müsste. Dazu schlagen die Wissenschaftler den Einsatz von antientzündlichen Medikamenten, Lipidsenkern und ACE-Hemmern vor.

Die Relevanz von Vitamin C bei viralen und bakteriellen Infektionen ist in zahlreichen Übersichtsarbeiten kontrovers beschrieben. Die Befürworter von Vitamin C kritisieren die oftmals zu niedrig dosierten Gaben und schlussfolgern, dass es deshalb zu keinen positiven Studienergebnissen kam. Als eine ausreichend hohe Dosis gelten sechs bis acht Gramm. Bei geringeren Mengen scheine der Therapieeffekt auszubleiben. Um überhaupt solch hohe Vitamin-C-Blutspiegel zu erreichen, müsste Ascorbinsäure intravenös verabreicht werden.

Aus China liegen positive Anwendungsberichte von Vitamin C bei Covid-Patienten vor. Als Reaktion darauf starteten Studien zur Vitamin-C-Infusionstherapie in China, Kanada, Italien und den USA. Die erste Studie wurde in China gestartet. Die randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie untersucht die Effekte einer zweimal täglichen Gabe von zwölf Gramm Vitamin C i.v. für einen Zeitraum von einer Woche. An der Studie nahmen 140 Patienten teil. Mit Ergebnissen rechnen die Wissenschaftler in einigen Monaten. In einer Studie aus Kanada wird Ascorbinsäure bei Sepsis getestet. Unter den 800 Patienten wurden Covid-Patienten mit eingeschlossen. Untersucht werden die Effekte von vier intravenösen Vitamin-C-Gaben à 50 mg/kg Körpergewicht pro Tag. Bei einem 75 kg schweren Menschen wäre das eine Dosierung von 15 Gramm täglich. Eine Studie in Italien untersucht die adjuvante Gabe von zehn Gramm Vitamin C i.v. bei 500 hospitalisierten Covid-Patienten.

Ob eine Therapie mit Ascorbinsäure wirksam gegen Covid-19 ist, steht noch aus. Interessant könnte auch der Einfluss auf die Interferon-Synthese sein: Vitamin C ist wichtig für die Bildung von Interferonen, erste Studienergebnisse zum HIV-Medikament Kaletra zeigten, dass eine kombinierte Therapie von Lopinavir/Ritonavir mit Interferon-Beta wirksamer ist als ohne.

Vitamin C

Ascorbinsäure ist ein wasserlösliches Vitamin, das vom Menschen mit der Nahrung aufgenommen werden muss. Um einem Mangel vorzubeugen, muss Vitamin C kontinuierlich aufgenommen werden, eine Speicherung im Körper erfolgt nicht. Der menschliche Organsimus kann Vitamin C auch nicht selbst herstellen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine tägliche Zufuhr von 110 Milligramm Vitamin C für Männer und 95 Milligramm für Frauen. Kinder benötigen je nach Alter entsprechend weniger, Raucher hingegen deutlich mehr. Während der Schwangerschaft erhöht sich der empfohlene Bedarf ab dem vierten Monat auf 105 Milligramm pro Tag, in der Stillzeit auf 125 Milligramm täglich.

Mangel

Bei Vitamin C-Mangel kann es zu Zahnfleischbluten, verzögerter Wundheilung und Ödembildung kommen. Einen sehr starken Mangel bezeichnen Ärzte als Skorbut. Die Seefahrerkrankheit führt in Muskeln sowie inneren Organen zu Mikroblutungen. Bei Babys oder Kleinkindern spricht man bei einem Vitamin-C-Mangel von der Möller-Barlow-Krankheit – Wachstum und Knochenentwicklung des Kindes laufen gestört ab.

Überdosierung

Gut verträglich scheinen Mengen von bis zu 1000 mg bei oraler Aufnahme über die Nahrung. Hierbei ist wichtig zu sagen, dass die Zufuhr über den Tag verteilt erfolgt. Ab ungefähr drei Gramm pro Tag ist mit Nebenwirkungen wie gastrointestinalen Beschwerden, insbesondere Durchfällen, zu rechnen. Menschen mit Nierenschäden, Harn- oder Nierensteinen können bereits ab geringeren Dosirungen unter unerwünschten Auswirkungen leiden. Die Anwendung von Nahrungsergänzungsmitteln sollte mit dem Arzt abgesprochen werden.

 

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