Wie das neue Daymed fast Grippostad geworden wäre Patrick Hollstein, 30.01.2019 13:16 Uhr
Wick Daymed ist zurück; Procter & Gamble (P&G) hat einen neuen Lieferanten für die Kombination aus Paracetamol, Phenylpropanolamin und Dextromethorphan gefunden: Das Nachfolgeprodukt der Erkältungskapseln kommt vom Leipziger Hersteller Abanta und hat eine bewegte Geschichte hinter sich.
Ab Mitte Februar können Kunden die neuen Daymed-Kapseln in den Apotheken kaufen. Parallel verschwindet Basoplex; das Produkt kann noch bis Ende des Jahres abverkauft werden. Hintergrund ist der Wechsel der Zulassung: Für das neue Wick-Produkt gibt Abanta seine eigene Marke auf.
Die Geschichte des Produkts reicht in die 80er-Jahre zurück. Damals kauften Norbert und Dagmar Braun die Zulassung von Bristol-Myers Squibb (BMS); für die späteren Riemser-Eigentümer war es das erste eigene Produkt überhaupt. Und obwohl Basoplex nicht annähernd so erfolgreich wurde wie das US-Pendant Comtrex oder das Konkurrenzprodukt von Wick, sollte es für das Unternehmerpaar ein Glücksfall werden.
Der Start verlief holprig: Die Zulassungen für Sirup und Tabletten gingen Anfang der 90er-Jahre verloren, weil ein Mitarbeiter es versäumte, die Verlängerung rechtzeitig zu beantragen. Nur die Kapseln blieben am Markt – und auch sie waren dem damaligen Bundesgesundheitsamt ein Dorn im Auge, weil sie drei Wirkstoffe enthielten. „Ich habe dann medizinisch mit einem ‚multifaktoriellen Symptomenkomplex bei Erkältungen‘ argumentiert“, erinnert sich Dagmar Braun heute. „Und so wurde die Verlängerung der Zulassung schließlich doch erteilt.“
Der wesentlich Vorteil war, dass es sich um relativ neue Zulassungen handelte, die durch klinische Studien belegt waren. Dagegen musste Stada den Klassiker Grippostad C noch durch die Nachzulassung bringen – und der Ausgang des Verfahrens war alles andere als gewiss. Um sich abzusichern, kaufte der Generikakonzern der Familie Braun deren Zulassung Ende der 90er-Jahre ab. Riemser durfte sie sogar weiter nutzen, solange der Ernstfall für Grippostad nicht eintrat.
Am Ende schaffte es das heute am häufigsten verkaufte Grippemittel durch die Nachzulassung, Stada brauchte Basoplex nicht länger als Absicherung und gab sie zurück. Für die Brauns war es ein gutes Geschäft: 300.000 D-Mark hatte Stada gezahlt, das entsprach dem Dreifachen des Umsatzes. Für 80.000 Euro ging die Zulassung drei Jahre später zurück an Riemser. „Ein charmanter Nebeneffekt“, sagt Norbert Braun augenzwinkernd.
Vor einigen Jahren verkaufte Riemser, damals schon nicht mehr im Besitz der Familie Braun, Basoplex zusammen mit einem größeren Produktpaket an die Prange-Gruppe. Mittlerweile hat Firmenchef Otto Prange seine Pharma-Beteiligungen neu sortiert und Basoplex und andere Riemser-Marken in die neu gegründete Firma Abanta eingebracht. Diese hat nun den Deal mit dem Wick-Hersteller P&G an Land gezogen. Ab Februar beginnt für das Erkältungsmittel mit der langen Geschichte ein neues Kapitel.