Forschende des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen, der Universität Bremen sowie dem Universitätsklinikum Erlangen haben untersucht, welche Medikamente Kinder und Jugendliche regelmäßig verordnet bekommen. Vorne mit dabei: Orale Kontrazeptiva, Antibiotika und Arzneimittel zur Behandlung von ADHS.
Die aktuelle Auswertung der Verordnungsdaten zeigt, dass rund zehn Prozent aller Kinder und Jugendlichen regelmäßig mindestens ein Medikament einnehmen. Als Grundlage diente die Datenbank GePaRD (German Pharmacoepidemiological Research Database). Verordnungsdaten von 2,5 Millionen Kinder und Jugendlichen aus dem Jahr 2016 wurden berücksichtigt. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Frontiers in Pharmacology“ publiziert.
Die Forschenden konnten zeigen, dass sich die Medikation der verschiedenen Altersgruppen unterscheidet. In der Altersgruppe der unter Sechsjährigen werden demnach am häufigsten Mittel gegen Verstopfung sowie systemische und topische antibiotische Zubereitungen verordnet. Vor allem Augentropfen gegen bakterielle Infektionen wurden regelmäßig verschrieben. Am häufigsten erhielten Mädchen zwischen dem zweiten und fünften Lebensjahr orale Antibiotika. Bei den älteren Kindern und Jugendlichen sind es laut den Wissenschaftler:innen vor allem kombinierte hormonelle Kontrazeptiva, Methylphenidat und L-Thyroxin die häufig verordnet werden. Durch die Verordnung von oralen Kontrazeptiva nahm die Zahl der Dauerverordnungen bei den 13- bis 17-Jährigen vor allem bei den Mädchen zu.
Bei den Wirkstoffen kritisieren die Wissenschaftler:innen zum Teil die Auswahl: So zeigte die Analyse, dass das Cephalosporin Cefaclor genauso häufig verordnet wurde wie das Aminopenicillin Amoxicillin. Dieses sei bei zahlreichen Erkrankungen eigentlich zu bevorzugen. Bei der Verordnung der oralen Kontrazeptiva kritisiert die Forschungsgruppe, dass zu häufig Pillen mit höherem Thromboserisiko verschrieben werden. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) kommt nach einer Analyse des Thromboserisikos durch die Einnahme von oralen Kontrazeptiva und dem Verschreibungsverhalten der Gynäkologen zu einem vergleichbaren Ergebnis. Die Verordnung von Ofloxacin zur lokalen Anwendung am Auge sehen die Forscher:innen aufgrund des Risikos der Resistenzentwicklung ebenfalls kritisch.
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