Seit die Kombination aus Aciclovir und Hydrocoriston im Dezember aus der Rezeptpflicht entlassen wurde, ist der Weg frei für ein neues Herpesmittel. Apotheker und PTA können Zovirax duo (GSK) bald bei Herpes labialis empfehlen. Für Skeptiker stellt sich schnell die Frage, warum ein Glucocorticoid für diese Indikation eingesetzt wird. Ist es nach dem Stand der Wissenschaft nicht kontraindiziert?
Zovirax duo ist zugelassen zur Behandlung von Herpes labialis bei Erwachsenen und Kindern ab 12 Jahren. Die Creme enthält 5 Prozent Aciclovir und 1 Prozent Hydrocortison. Topische Corticoide sind bekanntlich bei Virusinfektionen kontraindiziert; Hydrocortison kann die Virusvermehrung sogar begünstigen. Daher besteht die Gefahr einer Virusgeneralisierung, vor allem in der Replikationsphase.
In der Zulassungsstudie konnte jedoch die Überlegenheit von der Kombination aus Aciclovir und Hydrocortison im Vergleich zu Placebo oder den Monopräparaten bestätigt werden. Für die placebo-kontrollierte, dreiarmige Studie des Herstellers GSK wurden insgesamt 2437 Patienten randomisiert, die eine Vorgeschichte mit Herpes labialis hatten. Der primäre Studienendpunkt war die Prävention von ulzerativen Läsionen.
Bei 1443 Patienten wurde ein Rezidiv beobachtet, sie hatten Herpes labialis bekommen. Diese Studienteilnehmer sollten dann im Rahmen einer eigenständigen Behandlung entweder die Kombination (Aciclovir/Hydrocortison, n = 601) oder Aciclovir 5 Prozent (n = 610) oder ein Placebo (n = 232) bei den ersten Anzeichen von Herpesbläschen auftragen. Sie applizierten die Creme fünfmal täglich für 5 Tage.
Den Ergebnissen zufolge entwickelten 42 Prozent der Patienten, die die Kombination erhielten, keine ulzeröse Läsion – im Vergleich zu 35 Prozent der Patienten, die Aciclovir erhielten. In der Placebo-Gruppe traten bei 26 Prozent der Teilnehmer keine Läsionen auf. Bei Patienten mit diesen Hautschäden waren die Heilungszeiten in Kombi- und Aciclovir-Gruppe im Vergleich zu Placebo reduziert.
Die kumulative Läsionsfläche war bei Patienten, die die Kombination erhielten, im Vergleich zur Placebo-Gruppe um 50 Prozent geringer. Es gab keine Unterschiede zwischen den Gruppen in der Anzahl der Patienten mit positiven Herpes-simplex-Virus-Kulturen. Das Nebenwirkungsprofil war bei allen Behandlungen ähnlich.
Die Kombination aus Aciclovir und Hydrocortison verhinderte in der Untersuchung das Fortschreiten von Lippenherpes zu ulzerativen Läsionen und reduzierte signifikant die kumulative Läsionsfläche im Vergleich zu Aciclovir und Placebo. „Die Behandlung mit der Kombination bietet einen zusätzlichen therapeutischen Nutzen im Vergleich zur Therapie mit topischem Aciclovir allein“, schreiben die Autoren. Die Studie weist jedoch eine Limitierung auf: Es gab keine Gruppe, mit einem topischen Corticosteroid alleine behandelt wurde.
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