Warnung vor schwarzem Trend Nadine Tröbitscher, 06.12.2017 13:40 Uhr
Kosmetikhersteller setzen auf den schwarzen Trend. Aktivkohle findet seit Jahrhunderten in der Medizin Verwendung und kommt seit einigen Jahren auch in Zahnpasten, Kaugummis, Shampoos oder Gesichtsmasken zum Einsatz. Britische Zahnärzte warnen jedoch vor dem Hype.
Die Oral Health Foundation ist in Sorge. Schwarze Zahncremes können bei längerem Gebrauch den Zahnschmelz abschleifen, so die Experten. Zu abrasiv sei die enthaltene Aktivkohle, deren Wirksamkeit und Bleaching-Effekt ohnehin nicht in Studien bestätigt seien. Zum anderen bemängeln die Briten in einigen Produkten das Fehlen von Fluorid, was das Kariesrisiko erhöhe. Die Foundation rügt zudem die Prominenten, die für die schwarze Zahncreme werben. Sie würden die Verbraucher in die Irre führen, denn die meisten Testimonials hätten sich einer professionellen Zahnaufhellung unterzogen und ihr weißes Lächeln sei nicht Resultat der Verwendung der Aktivkohlezahncreme.
Aus Sicht der britischen Zahnärzte führt ohnehin nur eine professionelle Zahnreinigung zu einem dauerhaften strahlend weißem Lächeln. Der Grund: Handelsübliche Bleaching-Produkte enthalten in Großbritannien maximal 0,1 Prozent Wasserstoffperoxid. Eine Änderung der Zahnfarbe und somit eine aufhellende Wirkung werde jedoch bei Konzentrationen von mindestens 3 Prozent erreicht.
Aktivkohle besitzt eine große Oberfläche und wird als Adsorptionsmittel eingesetzt. So kommt die Substanz beispielsweise bei Vergiftungen und Durchfallerkrankungen zum Einsatz. Die Wirkung sei jedoch nicht kontrollierbar und die Kohle nicht selektiv. So würden gute und schlechte Bakterien im Mundraum gebunden.
Die Hersteller der Lifestyle-Produkte halten dagegen und beschreiben die schwarze Zahncreme als zahnschmelzfreundlich und nicht abrasiv. Die Aktivkohle sauge Partikel auf, die Verfärbungen verursachten, vor allem Tee, Kaffee, Nikotin und Wein, so ein Hersteller auf seiner Website. Das enthaltene Hydroxylapatit schütze den Zahnschmelz und fülle sogar kleine Löcher auf, heißt es weiter. Zudem helle ein physikalischer Blaufilter die Zähne optisch auf.
Zahnärzte stehen der Aktivkohle jedoch kritisch gegenüber, denn aufgrund der anderen enthaltenen Inhaltsstoffe sei unklar, ob nicht bereits die Sättigung der Aktivkohle erreicht sei. Sind Hydroxylapatit und Natriumfluorid in einer Zahncreme enthalten, würde sich die Wirksamkeit reduzieren, da beide Verbindungen bereits in der Tube reagierten, wird ein Zahnarzt auf dem Portal ZM Online zitiert.
Wie abrasiv eine Zahncreme ist, verrät der RDA-Wert. Er gibt an, wie viel Dentin nach einer definierten Zeit durch die Politur mit einer Zahncreme abgetragen wurde. Je niedriger der Wert, desto weniger abrasiv ist das Produkt. Für „Curaprox black is white Zahncreme mit Aktivkohle“ meldet der Hersteller einen RDA-Wert von 50. Dieser liegt auf einer Skala von 0 bis mehr als 80 im mittleren Bereich. Zahnärzte empfehlen Patienten mit freiliegenden Zahnhälsen Produkte mit weniger als 50 zu verwenden, ebenso Verwendern von elektrischen Zahnbürsten. Bei gesunden Zähnen und Zahnfleisch sollte ein RDA-Wert von 80 nicht überschritten werden. Zahncremes aus der Apotheke besitzen unterschiedliche Werte. Salviagalen F liegt mit 31 im wenig abrasiven Bereich, als mittel kann der Abrieb bei Parodontax F (40) und Pearls and Dents (45) eingestuft werden. Stark abrasiv sind beispielsweise Biorepair (69) und Meridol (75).