SGLT2-Hemmer

Warnhinweis: Amputationen unter Canagliflozin

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Berlin -

Unter Therapie mit dem SGLT2-Hemmer Canagliflozin ist das Risiko für Zehenamputationen erhöht. Zu diesem Ergebnis kommt der Ausschuss für Risikobewertung (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Eine abschließende Entscheidung wird nun vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) getroffen.

Für die anderen Wirkstoffe der Arzneistoffklasse, Dapagliflozin und Empagliflozin, seien die aktuell verfügbaren Daten lückenhaft und zeigten bislang kein erhöhtes Risiko, so der PRAC. Weitere Daten aus noch laufenden Studien werden erwartet.

Trotzdem sollten laut Empfehlung die Produktinformationen künftig einen entsprechenden Warnhinweis zum Risiko von Amputationen der unteren Extremitäten, vorwiegend der Zehen, enthalten. Die Ergänzung solle auch die Bedeutung einer regelmäßigen vorbeugenden Fußpflege unterstreichen.

Für den Wirkstoff Canagliflozin wird empfohlen, die Amputation der unteren Extremitäten als „gelegentlich vorkommende Nebenwirkung“ in die Produktinformation aufzunehmen. Somit können ein bis zehn Patienten von 1000, die mit dem SGLT2-Hemmer behandelt werden, eine Amputation erfahren. Ärzte sollten die Therapie mit dem Wirkstoff abbrechen, sobald ausgeprägte Komplikationen wie Infektionen oder Hautgeschwüre an den Füßen auftreten.

Welcher Mechanismus dem erhöhten Risiko für Canagliflozin zu Grunde liegt, ist bislang unklar. Ein erhöhtes Risiko liege laut der Experten besonders bei schlecht eingestellten Diabetikern und Patienten mit bestehenden Problemen des Herzens und der Blutgefäße vor.

Canagliflozin wird in Deutschland nicht vermarktet; Janssen hatte erst Invokana und später auch das Kombipräparat mit Metformin, Vokanamet, nach negativer Nutzenbewertung vom Markt genommen. Forxiga (Dapagliflozin) und Xigduo (Dapagliflozin/Metformin) ereilte zunächst dasselbe Schicksal: AstraZeneca und Bristol-Myers Squibb nahmen das Monopräparat vom Markt, nachdem die Preisverhandlungen gescheitert waren. Inzwischen konnten sich die Hersteller aber doch noch mit dem GKV-Spitzenverband auf einen Erstattungspreis einigen.

Jardiance (Empagliflozin) von Boehringer Ingelheim und Lilly wurde nach mehr als zwei Jahren ein Zusatznutzen bescheinigt. Das Präparat war im Mai 2014 zugelassen worden und ist ebenfalls für Patienten gedacht, die an Diabetes Typ-2 erkrankt sind. Boehringer hatte für verschiedene Kombinationsformen einen Zusatznutzen unterschiedlichen Ausmaßes postuliert.

Im Februar 2016 hatte die EMA eine andere Risikobewertung für die Hemmer des natriumabhängigen Glukosetransporters Typ 2 (SGLT2) abgeschlossen: Grund für die Prüfung waren Fälle diabetischer Ketoazidose, die unter der Behandlung auftreten. Laut EMA überwiegt der Nutzen die Risiken. Durch Hemmung des renalen Natrium-Glucose-Co-Transporter im proximalen Tubulus senken SGLT-2-Inhibitoren die Rückresorption von Glucose aus dem Primärharn. Dadurch sinkt der HbA1c-Wert. Der Mechanismus ist unabhängig von der Insulinwirkung und damit auch einer möglichen -resistenz und führt nicht zu Hypoglykämien. Letztere können allerdings bei der Gabe als Add-on verstärkt werden.

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