Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Leiden. Der Alltag der Betroffenen ist häufig massiv eingeschränkt. Die Wartezeiten auf einen Termin beim Facharzt sind lang. Verschiedene Apps sollen den Umgang mit den Ängsten erleichtern können. Stiftung Warentest hat verschiedene Programme unter die Lupe genommen und bewertet. Nicht alle konnten überzeugen.
Angst kann viele Ursachen haben. Manche Menschen fürchten sich beispielsweise vor Spinnen oder Schlangen, andere bekommen bei dem Gedanken an geschlossene Räume oder Höhe ein flaues Gefühl im Magen. Manchmal können Betroffene jedoch gar nicht ausmachen, woher das Gefühl kommt. Plötzlich ist sie einfach da, die Angst: Es kommt zu Herzrasen, Zittern, Schwindel oder Übelkeit. Solche Panikattacken halten meist mehrere Minuten an und klingen dann wieder ab. Für Betroffene können sich diese Minuten jedoch wie eine Ewigkeit anfühlen.
Es ist schnelle Hilfe gefragt, doch auf einen Termin beim Spezialisten warten Betroffene oft monatelang. Zur Überbrückung können digitale Programme ins Spiel kommen: Verschiedene Apps versprechen Linderung und Hilfe beim Umgang mit Panikstörungen, Agoraphobie oder sozialer Phobie. Vor allem zur Überbrückung bis zum Therapiebeginn oder auch als Ergänzung können solche Apps sinnvoll sein. Doch nicht alle sind gleichermaßen gut geeignet.
Insgesamt nahm Stiftung Warentest sieben Apps unter die Lupe. Doch nur zwei von ihnen schnitten mit der Gesamtnote „gut“ ab: HelloBetter und Velibra. Die Programme Mindable und Selfapy wurden mit „befriedigend“ bewertet, Novego schnitt mit „ausreichend“ ab und die App von Kim Fleckenstein erhielt ein „mangelhaft“. Ein Programm (Invirto) wurde nicht bewertet, da der Anbieter nicht mit Stiftung Warentest kooperierte und eine verdeckte Inanspruchnahme nicht möglich war.
Die App-Angebote im Test basieren auf der sogenannten Verhaltenstherapie: Betroffenen wird geholfen Gedanken und Gefühle einzuordnen und Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen und zu ändern. Die Apps bestehen aus verschiedenen Modulen, die über mehrere Wochen bearbeitet werden. Sie umfassen beispielsweise Tagebücher zur Selbstbeobachtung oder Konfrontationsübungen. Teilweise kann über einen Chat mit Fachleuten kommuniziert werden.
Oft ist die Voraussetzung für die Nutzung der App ein Erstgespräch mit einem Arzt/einer Ärztin oder Psychotherapeut:innen. Für den Test erhielt Warentest Testzugänge, um alle Funktionen prüfen zu können. Bei Novego und Invirto gab es diese nicht. Novego wurde daher als Selbstzahler verdeckt getestet. Bei Invirto konnten nur öffentlich verfügbare Informationen bewertet werden – ein Gesamturteil entfällt deshalb.
Doch wie gelangen Patient:innen an die Apps? Einige der Programme sind frei zugänglich und direkt über die Website buchbar. Für andere ist eine Verordnung durch Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen notwendig, manchmal sogar die Vorlage eines Arztbriefes, der die Diagnose Angststörung bestätigt. Manche Apps werden durch die Krankenkassen übernommen: Nach Einreichung der Verordnung erhalten die Versicherten einen Zugangscode, mit dem sie die entsprechende App nutzen können. Im Zweifelsfall sollte bei der Krankenkasse nachgefragt werden, ob und für welche Programme die Kosten übernommen werden.
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