Viele der positiv getesteten Patienten werden stationär in einer Klinik behandelt – doch die Betten sind knapp und der Andrang groß. Wann also darf ein Covid-19-Patient entlassen werden, ohne eine Ansteckungsquelle darzustellen? Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat Empfehlungen ausgesprochen. Dennoch unterscheidet sich das Vorgehen in den einzelnen Ländern.
Das Ansteckungsrisiko für das neuartige Coronavirus ist groß und vor allem tückisch: Denn sowohl asymptomatische Patienten können ihre Mitmenschen anstecken wie auch Genesene, die das Virus weiterhin ausscheiden. Daher ist es wichtig, dass Patienten mit einer überstandenen Covid-19-Infektion erst entlassen werden, wenn sie definitiv nicht mehr ansteckend sind. Das ECDC empfiehlt daher, dass Genesene mindestens zwei Mal im Abstand von 24 Stunden negativ getestet werden sollen, bevor sie aus der Klinik entlassen werden.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Sars-CoV2 bereits ein bis zwei Tage vor dem Auftreten der Atemwegs-Symptomatik in den oberen Atemwegen vorhanden – und kann demnach auch schon über den Speichel oder das Nasensekret per Tröpfcheninfektion übertragen werden. Etwa ab dem fünften Erkrankungstag kann Sars-CoV2 dann bei etwa 30 Prozent der Betroffenen im Stuhl nachgewiesen werden. Bei mittelschweren Fällen waren die Stuhlproben vier bis fünf Wochen positiv – auch wenn der Patient bereits keine Symptome mehr zeigte.
Besonders Kinder würden das Virus noch lange ausscheiden: Eine Fallserie aus China zeigt, dass bei Kindern mit einer leichten Infektion auch nach Abklingen der Symptome noch positive Tests erfolgten: In den Atemwegen war das Virus nach 22 Tagen noch nachweisbar, im Stuhl noch bis zu einem Monat. Welche Bedeutung die Ausscheidung über den Stuhl für die Übertragung hat, ist nach Einschätzung des ECDC noch unklar. Bisher wird davon ausgegangen, dass die fäkale Übertragung kein Treiber für die Pandemie ist. Dennoch rät das ECDC den Genesenen nach ihrem Krankenhausaufenthalt zu einem gewissen Maß an Vorsicht, um andere Personen im Haushalt – insbesondere Kinder – nicht zu gefährden.
Mittlerweile ist jedoch bekannt, dass nicht alle Personen, die sich mit dem neuartigen Virus infizieren, auch erkranken. Meist wurden diese Fälle bei der Ermittlung von Kontaktpersonen identifiziert. Auch wenn sie selbst gar keine Symptome zeigen, scheiden sie unter Umständen jedoch die gleiche Virusmenge aus wie symptomatische Patienten. Die Erkenntnisse über die Dauer der Ausscheidung bei asymptomatischen Patienten ist dem ECDC zufolge noch unklar.
Nach den zweifach negativen Tests im Abstand von 24 Stunden können Patienten dem ECDC zufolge derzeit entlassen werden. Wichtig ist zudem, dass die Patienten mindestens drei Tage fieberfrei waren. In China und Singapur empfehlen die Behörden sogar noch eine anschließende 14-tägige häusliche Quarantäne. Die italienischen Behörden verlangen zudem noch ein weiteres negatives Testergebnis, bevor die Quarantäne nach 14 Tagen aufgehoben werden kann. Das ECDC macht jedoch keine Empfehlungen zur häuslichen Quarantäne.
Patienten mit leichteren Erkrankungen könnten jedoch vorher aus der Klinik entlassen werden: Voraussetzung sei jedoch die Unterbringung in einem Einzelzimmer einer anderen Einrichtung oder Zuhause mit guter Belüftung. Eine Ansteckung weiterer im Haushalt lebender Familienmitglieder muss zudem vermieden werden. Patienten, die zu Hause behandelt werden, sollten regelmäßig durch die Gesundheitsbehörden überprüft werden, rät das ECDC.
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