In den USA haben Forschende neue Wirkstoffe gegen das H5N1-Virus getestet; die Studie verglich Baloxavir und Oseltamivir an Mäusen. Baloxavir zeigte hier bei bestimmten Infektionsarten bessere Ergebnisse als Oseltamivir und bietet Hoffnung auf eine effektivere Behandlung.
Aktuell grassiert die größte dokumentierte Vogelgrippewelle weltweit. Der Erreger befällt zwar vor allem Vögel, H5N1-Viren zirkulieren mittlerweile aber auch bei sogenannten peridomestischen Tierarten wie kleinen Raubtieren, Meeressäugern und vereinzelt auch Rindern.
Diese Ausweitung der Wirte erhöht das Risiko, dass Menschen durch den Kontakt mit kontaminierter Milch oder Aerosole während des Melkens exponiert werden könnten. Vor einem Jahr wurde erstmals die Vogelgrippe H5N1 bei Milchkühen in den USA entdeckt, zunächst in Texas, Kansas und New Mexico.
Aufgrund dieser Entwicklung haben Forschende in einer aktuellen Studie die Wirksamkeit von Baloxavir im Vergleich zu Oseltamivir gegen H5N1-Virus untersucht. Beim Versuchsaufbau entschieden sich die Wissenschaftler:innen für das Mausmodell, da sie Tests an Menschen aufgrund der Schwere der Erkrankung als nicht durchführbar erachteten. Die Mäuse wurden entweder oral, intranasal oder über die Augen mit virusversetzter Kuhmilch infiziert.
Baloxavir zeigte hier insgesamt bessere Behandlungsergebnisse als Oseltamivir, insbesondere bei Infektionen über Auge und Nase. Bei oraler Infektion war jedoch keines der Medikamente ausreichend wirksam. Die Forschenden vermuten, dass dies darauf zurückzuführen ist, dass sich das Virus über das Lymph- oder Nervensystem im gesamten Körper verbreitet hat.
Die Forschenden setzten Oseltamivir in zwei Dosen ein: 20 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht in niedriger Dosis und 200 Milligramm pro Kilogramm in hoher Dosis. Auch bei der hohen Dosis war die Wirksamkeit des Medikaments begrenzt, da keines der Tiere vollständig überlebte. Bei Baloxavir, das einmalig subkutan verabreicht wurde, zeigte die hohe Dosis von 25 Milligramm pro Kilogramm ebenfalls keine Verbesserung bei oraler Infektion.
Bei der intranasalen Infektion stieg die Überlebensrate der mit Baloxavir behandelten Mäuse auf bis zu 75 Prozent, während Oseltamivir nur 40 Prozent der Tiere schützte. Bei okulärer Infektion überlebten alle mit Baloxavir behandelten Mäuse, während die Überlebensrate bei Oseltamivir zwischen 25 und 63 Prozent lag.
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen laut den Forschenden die Notwendigkeit, Baloxavir in Notfallpläne für künftige H5N1-Pandemien aufzunehmen und weitere präklinische Studien durchzuführen. Sie empfehlen, dass Baloxavir in weiteren präklinischen Studien intensiver untersucht werden sollte, insbesondere in Bezug auf höhere oder wiederholte Dosen sowie mögliche Kombinationstherapien, um der Entwicklung von Resistenzen entgegenzuwirken und die Behandlungsergebnisse weiter zu verbessern.
Die Studie wurde vom St. Jude Children’s Research Hospital in Memphis und der Ohio State University durchgeführt und im Fachjournal Nature Microbiology online veröffentlicht.