Vitamin D zur Risikominimierung Alexandra Negt, 14.04.2020 14:11 Uhr
Seit Beginn der Pandemie werden immer wieder mögliche positive Auswirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) auf den Verlauf von Covid-19 diskutiert. Mitunter wird einzelnen Stoffen sogar eine Schutzwirkung zugesprochen. So auch bei Vitamin D: Die Supplementierung von Colecalciferol in ausreichend hohen Dosen soll das Infektionsrisiko im Allgemeinen senken.
Amerikanische Wissenschaftler haben in Zusammenarbeit mit Forschern der medizinischen Universität in Debrecen, Ungarn, Daten zum Thema Vitamin D und Infektionen ausgewertet. Nun vermuten sie, dass eine Vitamin-D-Supplementierung als nützliche Maßnahme zur Risikominderung bei der aktuellen Corona-Pandemie angesehen werden kann. Durch verschiedene Mechanismen könne das Vitamin das Infektionsrisiko verringern.
Diese Möglichkeit beruhe auf der Freisetzung von Cathelicidinen und Defensinen. Cathelicidine sind antimikrobielle Peptide und Teil der angeborenen Immunantwort. Sie werden hauptsächlich in Immunzellen von Wirbeltieren produziert dienen der Apoptose körpereigener Zellen. Defensine sind ebenfalls Peptide. Sie kommen als antimikrobielle Peptide in allen tierischen Organismen vor und dienen der Abwehr von mikrobiellen Erregern, vor allem Bakterien, sowie Pilzen und Toxinen. Diese Peptide könnten die Virusreplikationsraten senken. Gleichzeitig könnte die Anzahl von entzündungsfördernden Zytokinen gesenkt werden. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine geringe Konzentration an Zytokinen im Körper zu weniger Folgeerkrankungen führt – beispielsweise Lungenentzündung.
Positive Auswirkungen zum Teil bestätigt
Mehrere Beobachtungsstudien und klinische Studien würden zeigen, dass eine Vitamin-D-Supplementierung das Influenza-Risiko senken könne. Darüber hinaus wurde in einigen Studien festgestellt, dass ein vorliegender Vitamin-D-Mangel negative Auswirkungen auf die Atmung haben kann. Auch die Sterblichkeitsraten bei älteren Patienten mit Vitamin-D-Mangel seien bei Infektionen wie Influenza und Covid-19 höher als bei Patienten mit guten Vitamin-D-Werten. Die Wissenschaftler empfehlen daher, dass Menschen die mit Sars-CoV-2 infiziert sind, zusätzliches Vitamin D einnehmen sollten. Auf die genaue Menge haben sie sich nicht festgelegt, da weitere randomisierte und größer angelegte Studien folgen müssten, um eine Empfehlung abschließend zu bewerten.
Studienlage widersprüchlich
Die amerikanischen und ungarischen Wissenschaftler sehen in Mikronährstoffen trotz aktuell unzureichender Studienlage großes Potential: „Obwohl widersprüchliche Daten vorliegen, deutet die Mehrheit der verfügbaren Daten darauf hin, dass die Ergänzung mit mehreren Mikronährstoffen mit immununterstützenden Funktionen die Immunfunktion unterstützen und das Infektionsrisiko verringern kann. Mikronährstoffe mit den stärksten Anzeichen für eine Immununterstützung sind die Vitamine C und D sowie Zink. Ein besseres Design klinischer Studien am Menschen, die sich mit der Dosierung und Kombination von Mikronährstoffen in verschiedenen Populationen befassen, ist erforderlich, um die Vorteile einer Mikronährstoff-Supplementierung gegen Infektionen zu belegen. “
Gravierender Vitamin-D-Mangel in Deutschland eher selten
Einen stark ausgeprägten Vitamin-D-Mangel haben nur wenige Menschen in Deutschland. Auch wenn nur ungefähr 20 Prozent des Vitamin-D-Bedarfs über die Nahrung gedeckt werden können und der restliche Anteil mithilfe des Sonnenlichts in der Haut synthetisiert wird. Zu den Risikogruppen für einen Vitamin-D-mangel gehören Menschen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie Personen mit gewissen Grunderkrankungen (Multiple Sklerose, Osteoporose). Um Werte im unteren Grenzbereich zu optimieren, reicht meistens eine kurzzeitige Einnahme in Form einer Kur aus. Die Therapie eines nachgewiesenen Vitamin-D-Mangels gehört in die Hände eines Arztes.
Symptome für einen Vitamin-D-Mangel
- Müdigkeit
- Infektanfälligkeit
- Eingerissene Mundwinkel
- Schlechte Wundheilung
- Haarausfall
- Depression/gedrückte Stimmung
- Rückenschmerzen
- Herzrhythmusstörungen