Vitamin D: Wie äußert sich eine Überdosis? Sandra Piontek, 19.12.2022 13:58 Uhr
Im Winter kommt es aufgrund von mangelnder Sonneneinstrahlung vermehrt zu einer Supplementierung von Vitamin D. Die Giftnotrufzentrale verzeichnet ein erhöhtes Aufkommen von besorgten Anrufer:innen: Sie hätten Angst vor einer akuten Vitamin-D-Vergiftung. Kann das Sonnenvitamin überdosiert werden? Wie äußert sich eine Intoxikation?
Der menschliche Körper bildet Vitamin D unter Sonneneinstrahlung selbst. Es trägt wesentlich zur Knochenstabilität bei und spielt auch im Immunsystem eine Schlüsselrolle: Dabei aktiviert das fettlösliche Vitamin die sogenannten Killerzellen, um Krankheitserreger zu bekämpfen. Ist der Spiegel im Blut zu niedrig, bleiben die Killerzellen im Ruhezustand. Die körpereigene Abwehr ist weniger leistungsfähig. Um vor akuten Atemwegsinfekten zu schützen, kann eine Zufuhr des Vitamins im Winter sinnvoll sein. Die Einnahme sollte jedoch vorerst ärztlich abgeklärt werden.
Höchstmengen sind definiert
Die gemeinsame Expertenkommission des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukten (BfArM) hat folgende Daten für die Höchstmengen der sicheren täglichen Vitamin-D-Zufuhr veröffentlicht:
- bis 1 Jahr: 25 µg
- 1 bis 10 Jahre: 50 µg
- 11 bis 17 Jahre: 100 µg
- Erwachsene: 100 µg
Aktuell melden Giftinformationszentren wieder vermehrt Anrufe zu angeblichen Vitamin-D-Vergiftungen. In diesem Jahr habe es bereits 162 derartige Fälle und damit 31 mehr als 2021 gegeben, so die Leiterin des Giftinformationszentrums in Erfurt, Dagmar Prasa. Auf der Rangliste seien Nachfragen zu Vergiftungen mit Vitamin D vorgerückt auf Platz 17. Dabei sorgen sich Anrufer:innen um lebensbedrohliche Zustände, wenn beispielsweise Kinder sich versehentlich bedient hätten.
Längere Überdosis führt zu Vergiftungen
Eine einmalige, übermäßig hohe Gabe von Vitamin D kann der Körper laut Expert:innen gut tolerieren. Problematisch sei eine chronische Überdosierung, so heißt es in einem Schreiben des Robert Koch-Institut (RKI). Dabei kann es zu folgenden Symptomen kommen:
- erhöhter Kalziumspiegel (Hyperkalzämie)
- Übelkeit, Appetitlosigkeit, Bauchkrämpfen, Erbrechen
- in schweren Fällen Nierenschädigung, Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit
- sogar Tod
Das Intoxikationsrisiko ist bei längerer Überdosis darauf zurückzuführen, dass Vitamin D als fettlösliches Vitamin im Fett- und Muskelgewebe gespeichert wird. Auch leicht zugängliche, vermeintlich harmlose Vitamin-D-Präparate tragen dazu bei, dass es zu einer Überdosierung kommt. Die Anwendung bei Neugeborenen und Säuglingen sollte – unabhängig von der Dosierung – nur unter ärztlicher Überwachung erfolgen und die gleichzeitige Einnahme von Vitamin D aus anderen Quellen vermieden werden. Außerdem sollten hochkonzentrierte Flüssigzubereitungen von Vitamin D3 wegen der Gefahr akzidenteller Überdosierungen insbesondere bei Kindern vermieden werden.
Präparat absetzen
Kommt es zu Symptomen, muss in jedem Fall ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Die Vitamin-D-Toxizität wird behandelt, indem die Vitamin-D-Präparate so lange abgesetzt werden, bis die Auswirkungen des hohen Kalziumgehalts im Blut wieder beseitigt sind. Dabei werden nach Bedarf Flüssigkeiten intravenös verabreicht.
Während Vergiftungen über die tägliche und gesunde Ernährung sehr unwahrscheinlich sind, können sie durch übermäßig hohe Einnahmen von Supplementen, hochdosierten Medikamenten, einem hohen Konsum an angereicherten Lebensmitteln (oder einer Kombination der Varianten) ausgelöst werden.