Sonnenlicht und brüchige Knochen sind vielleicht die ersten Schlagworte, die man mit Vitamin D in Verbindung bringt. Dass möglicherweise ein Zusammenhang zwischen einem Mangel des Steroidhormons und der Entstehung von Diabetes Typ 1 und 2 besteht, wird seit Längerem diskutiert. Vitamin D soll die Insulinempfindlichkeit und den Zuckerstoffwechsel verbessern.
Vitamin D und Diabetes – das Duo wird seit vielen Jahren in Studien untersucht. Bereits vor 15 Jahren sorgte eine finnische Studie für Aufsehen. Mehr als 10.000 Kinder wurden über 30 Jahre beobachtet. Studienteilnehmer, die ab dem ersten Lebensjahr mit Vitamin D supplementiert wurden, hatten ein etwa 80 Prozent geringeres Risiko an Diabetes Ty 1 zu erkranken. In Finnland ist die Rate an Neuerkrankungen am häufigsten. Womöglich kann das Risiko auf die geographische Lage und die verminderte Sonneneinstrahlung zurückgeführt werden.
Das Steroidhormon soll sich ebenfalls positiv auf Diabetes Typ 2 auswirken. So könnte Vitamin D die Insulinausschüttung aus den Beta-Zellen des Pankreas' stimulieren und die Zellen vor einer Zytokin-induzierten Apoptose schützen.
Schon seit den 70er-Jahren ist bekannt, dass sich auf den pankreatischen Beta-Zellen Vitamin D-Rezeptoren befinden und dass somit ein Hinweis auf eine Rolle bei der Blutzuckerkontrolle besteht. Die Rezeptoren beeinflussen die intrazelluläre Signalkette und könnten somit die Insulinsekretion beeinflussen. Zudem könnten Vitamin D und seine Analoga proinflammatorische Zytokine hemmen, die an dem Untergang von Beta-Zellen beteiligt sind.
Vor zwei Jahren wurde im „Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism“ eine spanische Studie veröffentlicht, die einen Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit, Vitamin D-Mangel und Diabetes Typ 2 untersuchte. Insgesamt nahmen 118 Probanden an der Studie teil, die in zwei Gruppen unterteilt wurden. Im Resultat war ein Mangel an Vitamin D eher mit dem Kohlenhydratstoffwechsel verbunden als die Fettleibigkeit. So führte ein niedriger Spiegel des Steroidhormons unabhängig vom Gewicht zu Diabetes.
US-Forscher untersuchten 3000 Probanden über sieben Jahre, sie konnten feststellen: Ein hoher Vitamin D Spiegel kann das Risiko, an Typ 2 Diabetes zu erkranken, um etwa 40 Prozent senken. Vor vier Jahren zeigte eine im „Endocrinology and Metabolic Syndrom Journal“ veröffentlichte Studie an 100 Probanden die Auswirkung von Vitamin D auf die Insulinresistenz. Die 70 Frauen und 30 Männer erhielten über einen Zeitraum von zwei Monaten 50.000 I.E. Vitamin D oral pro Woche. Im Ergebnis wurde die Insulinresistenz positiv beeinflusst.
Grund für die positive Wirkung auf Diabetes gehen laut Forschern auf die bekannten Effekte von Vitamin D wie die entzündungshemmenden Eigenschaften, die Auswirkungen auf den Kalzium- und Phosphorstoffwechsel und die Regulierung des Insulinrezeptor-Gens zurück. Es scheint, dass Vitamin D den Calciumgehalt der Zellen erhöht, was wiederum zu einem erhöhten Transport von Glukose in den Muskel führt. Vitamin D reguliert womöglich ebenfalls den nuklearen Peroxisom proliferativen aktivierten Rezeptor (PPAR ), der eine wichtige Rolle bei der Insulinsensitivität spielt. Außerdem sei ein Vitamin D-Mangel mit dem vermehrten Auftreten von Entzündungen verbunden, denn es könne die Expression von proinflammatorischen Zytokinen, die an der Insulinresistenz beteiligt sein dämpfen, darunter Interleukine, IL-1, IL-6 und TNF-alpha.
Vitamin D3 oder Colecalciferol ist kein Vitamin, das man mit der Nahrung zu sich nehmen muss. Es wird in der Haut gebildet, somit kann das größte menschliche Organ auch als Drüse bezeichnet werden. Nimmt man es chemisch ganz genau, ist Vitamin D3 gar kein Vitamin, sondern die Vorstufe eines Hormons: Colecalciferol zählt zu den Secosteroiden und wird über Zwischenstufen zum Hormon Calcitriol, der physiologisch aktiven Form des Vitamin D. In natürlicher Form kommt es vor allem in Fettfischen vor.
Welche Funktionen hat Vitamin D im Körper? Die Wunderwaffe ist an vielen Prozessen beteiligt. Das Immunsystem beispielsweise kann bei gutem Vitamin D-Spiegel das Risiko für Erkältungskrankheiten und Infekte senken. Auch vor Allergien ist der Körper geschützt. Vitamin D moduliert das angeborene und erworbene Immunsystem, da Immunzellen Vitamin D-Rezeptoren besitzen. Die Bildung von Interleukinen funktioniert nur mit Vitamin D.
Das Vitamin unterstützt die Knochen in der Aufnahme von Calcium und Phosphat und sorgt somit für gesunde starken Knochen und wirkt einer Osteoporose entgegen. D3 hemmt die Bildung des Parathormons, das den Knochenabbau fördert. Eine hohe Knochendichte senkt das Frakturrisiko. Das Multitalent verbessert das Zusammenspiel zwischen Muskulatur und Nerven. Ist die Muskelkraft hoch, können Patienten von einem besseren Gleichgewicht und stärkerer Beinkraft profitieren, sodass weniger Stürze zu erwarten sind. Vor allem bei Osteoporose-Patienten über 70 Jahren wird D3 zur Sturzprophylaxe eingesetzt. Auch für das Herz-Kreislauf-System ist das Vitamin wichtig, so können der Blutdruck besser reguliert werden und das Risiko von Herzinfarkt oder Schlaganfall gesenkt werden.
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