Die Supplementierung mit Vitamin D steht immer wieder im Diskussionsfokus. Fest steht: Das fettlösliche Calciferol ist nicht nur am Knochenstoffwechsel maßgeblich beteiligt. Das Multitalent spielt auch in etlichen weiteren Prozessen im Körper eine Schlüsselrolle. Daher sollte ein Mangel unbedingt vermieden werden. Eine Studie belegt nun: Zu den Risikogruppen, die zu einem niedrigen Calciferol-Spiegel neigen, gehören auch Übergewichtige und Menschen mit erhöhten Cholesterinwerten.
Obwohl mittlerweile zunehmend anerkannt wird, dass Vitamin D wichtig für die Gesundheit ist, ist ein Mangel nach wie vor weit verbreitet. In Europa sind laut Schätzungen zwischen 13 und 40 Prozent der Menschen betroffen, genaue Zahlen fehlen jedoch.
Bestimmte Risikogruppen können häufiger einen Vitamin-D-Mangel erleiden: Zu diesen zählen Menschen, die an chronischen Magen-Darm, Leber- oder Nierenerkrankungen leiden oder Medikamente einnehmen, die den Vitamin-D-Stoffwechsel beeinträchtigen (z.B. Antiepileptika oder Zytostatika). Auch Personen, die sich selten im Freien aufhalten, weil sie immobil, chronisch krank oder pflegebedürftig sowie insbesondere sehr alte Menschen, die in Pflegeheimen wohnen, weisen oftmals einen erhöhten Bedarf des „Sonnenvitamin“ auf.
Forschende vom Trinity College Dublin (Irland) haben nun weitere Risikofaktoren belegen können: Übergewicht und erhöhte Cholesterinwerte. Die Studienpopulation umfasste 438.978 Teilnehmer:innen verschiedener Ethnien, wobei 53,5 Prozent weiblich waren. Das Durchschnittsalter aller Proband:innen betrug 58 Jahre. Insgesamt waren 66,9 Prozent der Teilnehmer:innen übergewichtig oder fettleibig.
Das Fazit: Body-Mass-Index und Cholesterinspiegel können einen signifikanten Einfluss auf die körpereigene Vitamin-D-Produktion haben. So stellten die Forschenden fest: „Mit steigendem BMI und/oder Cholesterinspiegel steigt der Vitamin-D-Bedarf, weil die Produktion des Sonnenvitamins geringer ausfällt als bei Personen mit normalem Gewicht und Cholesterinspiegel.“ Auch bei einer Supplementierung mussten höhere Dosen gegeben werden, um den Spiegel auf das erforderliche Niveau zu bringen.
Die genauen Hintergründe sind bisher noch nicht bekannt, laut den Forschenden müssen weitere Studien folgen. Was jedoch klar ist: „Die Arztpraxen sollten nicht auf die Ergebnisse dieser Folgestudien warten, sondern schon jetzt umdenken“, so Studienleiterin Lina Zgaga, Professorin für Epidemiologie. Denn: „Sowohl ein hoher Cholesterinspiegel als auch Übergewicht sind gute Gründe, nicht auf allgemeine Dosierempfehlungen zu vertrauen, sondern den Vitamin-D-Bedarf eines Patienten individuell zu ermitteln. In Sachen Vitamin D müssen wir uns von einem Einheitsansatz hin zu personalisierten Strategien bewegen. Unsere Studie unterstreicht das.“
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