Vitamin D: Neue Leitlinie zur Supplementierung Sandra Piontek, 22.06.2024 09:07 Uhr
Immer wieder steht Vitamin D im Fokus. Wer sollte wann und wie viel supplementieren? Fest steht: Das Multitalent spielt in etlichen Prozessen im Körper eine Schlüsselrolle. Ende dieses Jahres soll eine neue Leitlinie zur Vitamin-D-Substitution veröffentlicht werden. Diese kann Hausärztinnen und -Ärzte sowie Apotheken helfen, Patientinnen und Patienten adäquat zu beraten.
Vitamin D ist der übergeordnete Begriff für eine Gruppe fettlöslicher Vitamine, die Calciferole. Diese sind vor allem aus dem Calciumstoffwechsel bekannt. Ein Mangel des auch als Hormon eingestuften Vitamins, ist nach wie vor weit verbreitet: In Europa sind laut Schätzungen zwischen 13 und 40 Prozent der Menschen betroffen, genaue Zahlen fehlen jedoch. Eine neue S3-Leitlinie könnte Ärzt:innen in ihrem Entscheidungsmanagement zur Supplementierung helfen.
Die Frage: Welche Patienten und Patientinnen sollten auf einen Vitamin-D-Mangel gescreent werden, und wer profitiert von einer zusätzlichen Vitamin-D-Gabe? Für eine klarere Entscheidungshilfe sprachen sich Expert:innen beim 32. Kongress der Sächsischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (SGAM) in Lichtenwalde Anfang Mai aus. Es wurde eine neue S3-Leitlinie „Beratung zur Vitamin D Substitution“ angekündigt. Die Veröffentlichung wird Ende dieses Jahres erwartet.
Erstattung von Vitamin D-Präparaten
Das Problem bei Vitamin D-Präparaten: In einer Dosierung mit mehr als 1000 I.E. pro Tagesdosis sind diese verschreibungspflichtig. Niedriger dosierte werden jedoch nur in bestimmten Fällen von den Krankenkassen erstattet. Laut Anlage I zur Arzneimittel-Richtlinie (AMRL) heißt es zur Erstattung von Calciumverbindungen (mind. 300 mg Calcium-Ion/Dosiereinheit) und Vitamin D (freie oder fixe Kombination) sowie Vitamin D als Monopräparat bei ausreichender Calciumzufuhr über die Nahrung:
- nur zur Behandlung der manifesten Osteoporose
- nur zeitgleich zur Steroidtherapie bei Erkrankungen, die voraussichtlich einer mindestens sechsmonatigen Steroidtherapie in einer Dosis von wenigstens 7,5 mg Prednisolonäquivalent bedürfen
- bei Behandlung mit Bisphosphonaten, Parathormonrezeptor(PTHR1)-Agonisten, Denosumab und Romosozumab, wenn gemäß Fachinformation des Hauptarzneimittels die Gabe einer entsprechenden Begleitmedikation vorausgesetzt wird oder der Patient darauf hinzuweisen ist, dass die Anwendung einer entsprechenden Begleitmedikation erforderlich ist
Viele Patient:innen, die aus diesem Raster fallen, haben dennoch den Wunsch nach einer Supplementation mit Vitamin D. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) will Ärzt:innen mit der neuen S3-Leitlinie „Beratung zur Vitamin D Substitution“ eine Handlungsempfehlung an die Hand geben. Die Motivation: Hohe primärztliche Relevanz, häufiger Beratungsanlass in der Primärmedizin sowie das Risiko für Über- und Fehlversorgung.
Wesentliche Bestandteile der Leitlinie:
- Eine Bestimmung der Serumkonzentration von 25-Hydroxyvitamin-D kurz 25(OH)D bei erwachsenen Personen ohne relevante Vorerkrankungen/medizinische Risikofaktoren und ohne ein typisches osteologisches Beschwerdebild sollte nicht durchgeführt werden.
- Vitamin-D-Präparate sollten nicht zur Primärprävention von Erkrankungen bei erwachsenen Personen ohne relevante Vorerkrankungen und ohne Risikofaktoren für einen Vitamin-D-Mangel empfohlen werden.
Welche Dosierung ist sinnvoll?
Wer Vitamin D supplementieren möchte, sollte auf Nahrungsergänzungsmittel mit bis zu 20 μg Vitamin D – entspricht 800 Internationalen Einheiten – pro Tag setzen. In dieser Dosierung sind auch bei langfristiger Einnahme keine körperlichen Schäden zu befürchten. Hochdosierte Präparate sollten nur unter ärztlicher Kontrolle angewendet werden. Das zeigt auch die aktuelle Bewertung des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR). Hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel mit 100 μg beziehungsweise 4000 IE oder mehr je Tagesdosis sind für eine ausreichende Versorgung nicht nötig.
Achtung: Wird Vitamin D in exzessiven Mengen eingenommen, kann es zu einer Vergiftung kommen.
Symptome können sein:
- Hypercalcämie: Müdigkeit, Muskelschwäche, Übelkeit, Herzrhythmusstörungen und Gewichtsverlust
- Längerfristig sind Nierensteine und Nierenverkalkung bis hin zu einer irreversiblen Abnahme der Nierenfunktion möglich.