Vitamin D ist bereits häufiger in den Fokus der Covid-Forschung geraten, und auch abseits von Corona erlangt es immer mehr an Bedeutung. Der Zusammenhang zwischen einem Mangel und schweren Erkrankungsverläufen wurde immer wieder kontrovers diskutiert. Ein Forscherteam aus Israel hat sich nun erneut mit der Thematik beschäftigt und Zusammenhänge hergestellt.
Zeitweise wurde Vitamin D als regelrechtes Wundermittel gegen Covid-19 angepriesen. Die Nachfrage zu entsprechenden Präparaten stieg teilweise an, doch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnte vor den gesundheitlichen Risiken einer eigenständigen Einnahme von Vitamin-D-Präparaten. „Höhere Dosierungen sollten nur unter ärztlicher Kontrolle und unter Berücksichtigung des individuellen Vitamin-D-Status erfolgen“, hieß es in einer Stellungnahme des Instituts. Wer eigenmächtig Vitamin D einnehmen wolle, solle nur auf Präparate mit einer Tagesdosis von bis zu 20 µg (800 Internationale Einheiten) zurückgreifen.
Untersuchungen, die einen Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel und schweren Covid-Verläufen herstellten, wurden teilweise kritisch gesehen. Verschiedene Einflussfaktoren hätten die Ergebnisse verzerrt, so das damalige Fazit. Nun haben sich israelische Wissenschaftler:innen jedoch erneut der Thematik angenommen und neue Daten unter die Lupe genommen.
In der Untersuchung wurden Patient:innen, die vor der Ansteckung einen ausreichenden Vitamin-D-Spiegel aufwiesen mit solchen verglichen, die zu geringe Spiegel hatten. Das Ergebnis: Rund die Hälfte aller Proband:innen mit zu wenig Vitamin D erkrankten schwer, in der anderen Gruppe waren es weniger als 10 Prozent. Die Arbeit zeige zwar einen Zusammenhang, beweise jedoch nicht, dass Vitamin D vor Covid-19 schütze, so das Team. Außerdem sei eine Supplementierung kein Ersatz für eine Impfung gegen Sars-CoV-2.
Dass Vitamin D das Risiko von Atemwegsinfektionen senkt, ist bereits lange bekannt. Im Vergleich zu Placebo konnte sich das „Sonnenvitamin“ bereits häufiger behaupten. In Bezug auf Covid-19 sind die Ergebnisse jedoch widersprüchlich. In vielen Studien war unklar, ob der Mangel schon vor der Erkrankung vorlag oder erst durch sie entstanden ist.
Außerdem können verschiedene Grunderkrankungen, welche mit einer Reduzierung der Vitamin-D-Spiegel einhergehen, Risikofaktoren darstellen und anfälliger für schwere Erkrankungsverläufe machen. Die israelischen Wissenschaftler werten Vitamin D insgesamt jedoch als „ein Teil des komplexen Puzzles“, welches schweren Verläufen zugrunde liegt. Weitere Studien könnten Klarheit bringen.
Bei Vitamin D handelt es sich im Grunde genommen nicht um ein Vitamin, denn es muss vom Körper selbst produziert werden. In der Haut wird die Vitamin-D-Vorstufe Cholecalciferol hergestellt. Diese Substanz wird in der Leber zum 25-OH-Vitamin-D3 (Calcidiol) umgewandelt und in Muskeln und Fettgewebe gespeichert.
Bei Bedarf wird Calcidiol in der Niere und in der Leber zum Hormon Calcitriol umgewandelt. Diese Form benötigt der Körper unter anderem, um Calcium und Phosphat aus dem Darm aufzunehmen und in die Knochen einzubauen. Darüber hinaus sind im ganzen Körper Vitamin-D-Rezeptoren, sodass das Hormon an zahlreichen Stoffwechselfunktionen beteiligt ist.
Um den Bedarf in unseren Breitengraden zu decken, müssten wir uns in den wärmeren Monaten von April bis September jeden Tag zwischen 11 und 16 Uhr – je nach Hauttyp – etwa 10 bis 30 Minuten in der Sonne aufhalten und zumindest Gesicht und Arme unbedeckt lassen. Für die meisten Menschen ist dies jedoch nicht möglich, da sie sich während der Arbeitszeit und auch in der Freizeit häufig in geschlossenen Räumen aufhalten.
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