Nahrungsergänzungsmittel

Vitamin D: Kein Schutz vor Krebs APOTHEKE ADHOC, 23.03.2018 13:50 Uhr

Berlin - 

Vitamin D erfährt als Wunderwaffe einen wahren Hype. Das Prohormon soll vor Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Allergien oder Erkältung schützen. Auch für die Krebsprävention war Vitamin D im Gespräch. Das Ergebnis der Studie einer internationale Forschergruppe spricht der Substanz jedoch diese Superkraft ab und rät von einer Supplementierung zur Krebsprävention sogar ab.

Welchen Einfluss der Vitamin-D-Spiegel im Blut auf die Entstehung von Krebs hat, untersuchte ein Forscherteam mittels Mendelscher Randomisierung. Die Wissenschaftler nutzten die drei großen genetischen epidemiologischen Krebsdatenbanken, um den Zusammenhang zwischen den einzelnen Nukleotid-Polymorphismen, Vitamin D und Krebs zu untersuchen. Betrachtet wurden vier Vitamin-D assoziierte Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNPs) – rs2282679, rs10741657, rs12785878 und rs6013897. Diese Genvarianten stehen in einem engen Zusammenhang mit dem im Blut zirkulierenden 25-Hydroxyvitamin D.

Die Epidemiologen werteten Daten von insgesamt 70.563 Krebspatienten aus, die an sieben unterschiedlichen Tumoren erkrankt waren. Der Großteil mit 22.898 Patienten litt an Prostatakrebs, 15.748 Patienten hatten Brustkrebs, 12.537 ein Lungenkarzinom, 11.488 ein kolorektales Karzinom, 4369 Eierstockkrebs, 1896 Bauchspeicheldrüsenkrebs und 1627 ein Neuroblastom.

Als primärer Endpunkt wurde das Risiko, an einer der sieben Krebsarten zu erkranken, festgelegt. Sekundäre Endpunkte wurden auf Basis der Krebs-Subtypen nach Geschlecht, Lokalisation des Tumors, Stadium und Histologie untersucht. Die Ergebnisse der Mendelschen Randomisierung wurden im „British Medical Journal“ (BMJ) veröffentlicht.

Zusammenfassend kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss: Es gibt nur wenige Hinweise für einen linearen kausalen Zusammenhang zwischen genetisch determinierten Vitamin-D-Spiegeln im Blut und dem Risiko für Prostata-, Brust-, Lungen-, Ovarial- und Pankreaskrebs sowie kolorektalem Karzinom und Neuroblastom. Auch wenn der Zusammenhang zwischen einem hohen Vitamin-D-Spiegel und einem geringeren Risiko, an Krebs zu erkranken, nicht signifikant sei, könne ein klinisch relevanter Effekt von geringer Größenordnung nicht ausgeschlossen werden.

Das Fazit lautet dennoch: „Unsere Ergebnisse zeigen in Kombination mit der bisherigen Literatur, dass das populationsweite Screening auf einen Vitamin-D-Mangel und die anschließende weit verbreitete Vitamin-D-Supplementierung derzeit nicht als Strategie zur primären Krebsprävention empfohlen werden sollte.“

Vitamin D3 oder Colecalciferol ist kein essentielles Vitamin, denn es wird in der Haut gebildet, somit kann das größte menschliche Organ auch als Drüse bezeichnet werden. Nimmt man es chemisch ganz genau, ist Vitamin D3 die Vorstufe eines Hormons: Colecalciferol zählt zu den Secosteroiden und wird über Zwischenstufen zum Hormon Calcitriol, der physiologisch aktiven Form des Vitamin D.