Leishmaniose

Vitamin D hilft gegen Tropenkrankheit

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Berlin -

Forscher des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) haben neue Erkenntnisse zu den Immunprozessen der Hautinfektion mit dem Parasiten Leishmania gewonnen. Vitamin D und Cathelicidin, ein körpereigenes Eiweiß, scheinen bei der gegen den Parasiten gerichteten Immunabwehr von großer Bedeutung zu sein.

Bisher ist wenig darüber bekannt, welche Prozesse bei der Abwehr der Parasiten durch Makrophagen ablaufen. Die Forschergruppe um Professor Dr. Ger van Zandbergen, Leiter der PEI-Abteilung Immunologie, hat in Kooperation mit Wissenschaftlern aus Deutschland, Schweden und Äthiopien infizierte Hautbereiche von äthiopischen Patienten untersucht. Dabei fanden sie eine Ausprägung (erhöhte mRNA-Expression) des menschlichen CAMP-Gens. Es kodiert das sogenannte Cathelicidin (LL37). Cathelicidin scheint ein Schlüsselmolekül in der Immunabwehr des Menschen zu sein – das Peptid besitzt antimikrobielle Eigenschaften gegenüber Bakterien, Viren, Pilzen und auch Parasiten. Vitamin D regt die Produktion des Cathelicidins indirekt an.

Die Forschergruppe fand heraus, dass rekombinantes Cathelicidin in der Lage ist, einen dosisabhängigen Zelltod in Leishmanien zu induzieren. Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass pro-entzündliche Makrophagen durch bestimmte Mechanismen innerhalb der Transkription und Translation in stärkerem Maße Cathelicidin bildeten. Diese vermehrte Cathelicidin-Produktion wurde durch Vitamin D ausgelöst und begrenzte damit den Leishmanienbefall. Fehlte Cathelicidin in den Makrophagen, so überlebte eine größere Anzahl an Leishmanien.

Es wurden Hautareale von infizierten Patienten untersucht; die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Vitamin-D-vermitteltes Cathelicidin bei der angeborenen Immunantwort gegen Leishmania von Bedeutung ist. Da Vitamin D in der Haut bei Sonnenlicht gebildet wird, scheint eine Sonnenexposition der betroffenen Hautstellen einen günstigen Einfluss auf den Heilungsprozess zu haben. Dies müsste in weiteren Untersuchungen jedoch noch überprüft werden, so die Forscher.

Eine Infektion erfolgt durch Sandmücken. Diese Tiere kommen vor allem in den Tropen, im Mittelmeerraum und Asien vor. Vereinzelt wurden Sandmücken auch schon in Deutschland gefunden. Form und Schweregrad der Erkrankung ist abhängig von der Parasiten-Art sowie der individuellen Immunantwort der betroffenen Person. Weltweit unterscheidet man drei Formen:

Innere Leishmaniose (viszerale Leishmaniose)
Diese Form wird auch schwarzes Fieber oder Dum-Dum Fieber genannt. Die Erreger sind vorwiegend in Ostafrika, dem vorderen Orient und Indien vorzufinden. Dieser Parasit befällt vornehmlich die inneren Organe. Unbehandelt führen 3 Prozent der Erkrankungen zum Tode. Zur Behandlung ist in Deutschland das Phosphocholin-Derivat Miltefosin zugelassen, dieser Wirkstoff gehört zur Klasse der Antiparasitika.

Hautleishmaniose (kutane Leishmaniose)
Diese Form ist auch bekannt als Bagdad-, Orient- oder Aleppobeule. Es kommt ausschließlich zu einem Befall der Haut. Die übertragenden Sandmücken nehmen die Leishmanien bei einer Blutmahlzeit auf. Im Darm der Mücken gehen sie einen Entwicklungszyklus durch und gelangen später in den Stechrüssel. Infizierte Mücken geben sie beim Stich weiter. Symptome sind Rötung, juckende Knötchen und Papeln. Daraus können sich schmerzhafte Geschwüre von einer Größe von einem bis zu fünf Zentimetern bilden. Die Vermehrung der Parasiten ist häufig auf den Ort der Infektion beschränkt. Zur systemischen Therapie sind in Deutschland Miltefosin als orale und Paromomycin als intramuskuläre Therapie zugelassen – kortisolhaltigen Salben sind kontraindiziert.

Schleimhautleishmaniose (mukokutane Leishmaniose)
Diese Form befällt neben der Haut auch die Schleimhaut. Der Erreger wird ebenfalls durch bestimmte Mückenarten übertragen. Klinisch zeigt sich eine schwer verlaufende, destruierende Hautläsion ohne spontane Abheilung.

Sandmücken erscheinen zu bestimmten Tageszeiten und Wetterverhältnissen besonders aggressiv. Nachts sind sie meist inaktiv und in ihrer Bewegung langsamer. Prophylaktisch können lange Kleidung, Repellentien mit Diethyltoluamid (DEET) oder einem ausreichend hohen Anteil an Icaridin sowie Fliegengitter helfen.

Für eine gesicherte Diagnose sollte eine Blutuntersuchung erfolgen. Nur bei leichtem dermalem Befall kann davon abgesehen werden. Die Erbsubstanz der Leishmanien kann nachgewiesen werden, so kann die passende Therapie eingeleitet werden. Die Menge an Erythrozyten und Leukozyten kann vermindert sein. Manchmal führt der Arzt unter örtlicher Betäubung eine Biopsie an der veränderten Hautstelle durch. Es wäre möglich, die Parasiten aus den Proben anzuzüchten und so nachzuweisen.

Die Infektionskrankheit ist nicht meldepflichtig. Das Robert Koch-Institut (RKI) geht in Deutschland von etwa 20 Erkrankungen pro Jahr aus. Die meisten Fälle sind eingeschleppt. Nur vereinzelt haben sich die Patienten in Deutschland angesteckt. Leishmanien können im Körper verbleiben, so dass eine Krankheit, zum Beispiel infolge einer Immunsuppression, Jahre oder Jahrzehnte später ausbrechen kann.

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