Vitamin-D: Erneute Meldungen zur Überdosis Sandra Piontek, 13.10.2023 14:56 Uhr
Vitamin-D3 kann in einer Überdosis ernsthafte Schäden der Gesundheit verursachen. Nun wurde der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) erneut ein Fall einer Intoxikation nach Anwendung einer exzessiven Dosierung gemeldet: Ein Patient hatte über ein halbes Jahr 60.000 IE Vitamin D3 pro Tag eingenommen und daraufhin ein akutes Nierenversagen erlitten.
Bereits in der Vergangenheit warnten Ärzt:innen und das Robert Koch-Institut sowie die AkdÄ wiederholt vor den Risiken einer unkontrollierten Anwendung großer Mengen von Vitamin D3 über einen längeren Zeitraum. Nun kam es erneut zu einem Vergiftungsfall: Ein 65-jähriger Patient nahm das Vitamin zur Behandlung einer bestehenden Multiple Sklerose ein. Neben dieser Erkrankung litt er zusätzlich auch an arterieller Hypertonie, die mit Candesartan behandelt wurde.
Die tägliche Dosierung von 60.000 IE Vitamin D3 täglich löste laut der Meldung an die AkdÄ nach einem halben Jahr ein akutes Nierenversagen bei Hyperkalziämie aus. Verschiedene andere Ursachen seien ausgeschlossen worden. Nach Absetzen von Vitamin D3 und entsprechender Behandlung habe sich der Patient vollständig erholt.
Zum Hintergrund: Der Patient nahm das hochdosierte Vitamin D3 im Rahmen des sogenannten „Coimbra-Protokolls“ ein. Dieses beschreibt eine ärztlich überwachte Behandlungsmethode, bei der ultrahochdosiertes Vitamin D gegen Autoimmunerkrankungen supplementiert wird. Dabei soll es das Ziel sein, eine bestehende Vitamin-D-Verwertungsstörung zu mildern bzw. zu überwinden. Folglich soll eine stressbedingte Überreaktion des Immunsystems reduziert werden. Dieser Therapieansatz ist bisher nicht wissenschaftlich belegt.
Wirksamkeit nicht belegt
„Da Wirksamkeit und Sicherheit des Coimbra-Protokolls nicht belegt sind und die Anwendung von hochdosiertem Vitamin D3 nicht im Rahmen einer klinischen Studie erfolgt und potenziell gefährlich ist“, rät die AkdÄ von dieser Behandlung ab. Vitamin D3 sollte grundsätzlich nicht ohne belegte Indikation und ohne ärztliche Begleitung in hoher Dosierung angewendet werden. Denn werden längerfristig höhere Dosierungen angewendet, kann eine Hypervitaminose mit Hyperkalziämie ausgelöst werden. Dabei ist zu beachten, dass es auch nach dem Absetzen noch lange zu Nebenwirkungen kommen könne. Grund ist die lange Halbwertszeit des Vitamins, welches im Fett- und Muskelgewebe des Körpers gespeichert wird.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) liegt der Schätzwert für eine angemessene Vitamin-D-Zufuhr bei fehlender endogener Synthese bei Erwachsenen bei 800 IE täglich. Eine sichere Obergrenze der Europäischen Lebensmittelbehörde liegt bei 4000 IE täglich für Heranwachsende und Erwachsene. Sollte gelegentlich mehr eingenommen werden, so seien dabei laut neuen Studie keine gesundheitlichen Risiken zu erwarten.