OTC-Ausnahmeliste: Pyridoxin wird aufgenommen

Vitamin B6 wird erstattungsfähig

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Berlin -

Vitamin B6 wurde in OTC-Ausnahmeliste des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) aufgenommen. Als Monopräparat kann es zukünftig zur Behandlung angeborener pyroxidabhängiger Störungen zu Lasten der GKV verordnet werden.

Eigentlich kann Vitamin B6 nicht zu Lasten der Krankenkasse verordnet werden. Wer das Vitamin supplementieren möchte, der muss selbst ins Portemonnaie greifen. Seit dem 15. April gelten hier jedoch Ausnahmen, denn Pyridoxin wurde in die OTC-Ausnahmeliste aufgenommen. Im Einzelfall kann der Stoff nun also doch auf einem rosa Rezept verordnet werden. Patient:innen, die unter einer angeborenen pyridoxinabhängigen Störung mit schwerwiegender Symptomatik leiden, können entsprechende Präparate dauerhaft verordnet bekommen.

In der Erläuterung zum Beschluss heißt es hierzu: „Aufgrund angeborener Funktionsstörungen Vitamin B6-abhängiger Enzyme kann es zu unterschiedlichen Stoffwechselstörungen kommen, welche sich durch vielfältige Symptome in unterschiedlichen Schweregraden äußern. Für diese selten vorkommenden angeborenen Stoffwechselstörungen (z. B. Hyperoxalurie Typ I) stehen, wenn überhaupt, nur wenige Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Es entspricht dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse, dass durch eine erhöhte (überphysiologische) Gabe von Vitamin B6 (Pyridoxin), pyridoxinabhängige Störungen teilweise behandelt werden können.“

Auch die wasserlöslichen Vitamine, Benfotiamin und Folsäure können als Monopräparate bei nachgewiesenem, schwerwiegendem Vitaminmangel, der durch eine entsprechende Ernährung nicht behoben werden kann, zu Lasten der GKV verordnet werden. Die Ergänzung um Vitamin B6 erscheint daher sinnvoll. Weiterhin heißt es im Beschluss: „Da die Behandlung mit Vitamin B6, je nach Ausmaß der Funktionsstörung der Vitamin B6-abhängigen Enzyme, nur bei einem Teil der Patientinnen und Patienten anspricht, ist regelhaft zu prüfen, ob ein Therapieansprechen vorliegt und eine Fortführung der Behandlung mit Vitamin B6 medizinisch geboten ist.“

In der Apotheke können nun Rezepte mit oder ohne Diagnose vorkommen. Bei der Angabe einer Diagnose sollten Apotheker:innen und PTA in der OTC-Ausnahmeliste schauen, ob sich die angegebene Diagnose in der Liste wiederfindet. Anderenfalls kann die Abgabe zu Lasten der GKV nicht erfolgen. Wird eine Verordnung ohne Diagnose vorgelegt, so entfällt die Prüfpflicht für die Apotheke.

Vitamin B6 kommt in den drei Formen Pyridoxol, Pyridoxal und Pyridoxamin vor. Als Coenzym spielt Vitamin B6 eine wichtige Rolle für den Aminosäurestoffwechsel. Es katalysiert im Aminosäurestoffwechsel in Form von Pyridoxalphosphat Eliminierungsreaktionen, Transaminierungen und Decarboxylierungen. Der tatsächliche Bedarf an Vitamin B6 ist somit auch am Proteinumsatz gekoppelt – demnach benötogen Männer größere Mengen als Frauen. Bei Männern rechnet man mit 1,5 mg pro Tag, bei Frauen mit 1,2 mg pro Tag. Schwangere und Stillende haben einen erhöhten Bedarf. Pyridoxin kommt in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vor. Enthalten ist das Vitamin unter anderem in folgenden Nahrungsmitteln:

  • Grünes Gemüse (vor allem grüne Bohnen)
  • Fleisch (vor allem Innereien wie Leber)
  • Hefe
  • Eigelb
  • Nüsse
  • Bananen

Die für Deutschland vorliegenden Daten zeigen, dass eine Unterversorgung eher die Ausnahme ist. Kommt es zu einer anhaltenden pyridoxinarmen Ernährung, so können neurologische Symptome wie periphere Neuropathien und Krampfanfälle auftreten. Auch die Haut kann bei anhaltendem Mangel Schaden nehmen, es kann zu chronischen Hautläsionen kommen. Mittlerweile sind verschiedene Formen des Enzymdefektes im Vitmain-B6-Stoffwechsel bekannt. Diese können in Defekte mit PLP-Inaktivierung (Pyridoxalphosphat) mit gestörter PLP-Synthese und gestörter intrazellulärer Aufnahme unterteilt werden. Bei anhaltendem zerebralem PLP-Mangel kann es zum Bild einer epileptischen Enzephalopathie kommen. Der Beginn liegt meist im Neugeborenen oder Kleinkindalter. Eine Substitution mittels Tabletten oder Tropfen kann dem entgegenwirken.

 

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