Niacin als Risikofaktor

Vitamin B3: Überschuss fördert Herz- und Gefäßkrankheiten

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Berlin -

Das wasserlösliche Vitamin Niacin der B-Gruppe ist auch unter dem Namen Vitamin B3 bekannt. Es ist Bestandteil vieler wichtiger Coenzyme und am Auf- und Abbau von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen sowie am Energiestoffwechsel maßgeblich beteiligt. Ein Überschuss dieser Aminosäure kann jedoch das Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten erhöhen.

Niacin gilt als wichtiger Nährstoff und ist am Erhalt der gesunden Funktion des Nervensystems sowie einer normalen psychologischen Funktion beteiligt. Darüber hinaus wird die Gesundheit der Haut und Schleimhäute unterstützt. Es gilt deswegen auch als Stimmungsmacher und Zellwunder. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gilt für Erwachsene eine tägliche Zufuhr von etwa 15 Milligramm als empfehlenswert.

Ein Mangel trete in Deutschland nur selten auf und sei Folge von Krankheiten, die die Zufuhr, Aufnahme bzw. den Stoffwechsel von Niacin und/oder Tryptophan beeinträchtigen, so die DGE. Dazu gehören beispielsweise Alkoholismus, Magersucht, chronischer Durchfall oder Leberzirrhose. Bei einer ausgewogenen Ernährung ist man ausreichend versorgt. Der Knackpunkt: Niacin und andere Stoffe, die im Körper zu den gleichen Abbauprodukten verstoffwechselt werden, sind als Nahrungsergänzungsmittel zum Anti-Aging frei verkäuflich. Hier kann es schnell zu einer Überversorgung kommen. Vor allem, weil das Mittel auch als Cholesterinsenker propagiert wird.

Im Rahmen einer Studie untersuchte das Team um Arash Haghikia, Direktor der Klinik für Kardiologie im St. Josef Hospital, Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum, warum manche Menschen auch ohne klassische Risikofaktoren einen hohen Cholesterinspiegel und somit ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall aufweisen. Das internationale Forschungsteam analysierte Blutproben von mehr als 1000 Patient:innen mit einer Herzkrankheit und stieß dabei auf erhöhte Niacin-Spiegel.

Speziell suchten die Forscher:innen nach kleinen Molekülen, deren Spiegel die Wahrscheinlichkeit von Herz- und Gefäßkrankheiten unabhängig von traditionellen Risikofaktoren vorhersagen konnten. Die Entdeckung: Zwei Moleküle fielen den Forschenden besonders auf. Die Substanzen 2PY und 4PY als Stoffwechselendprodukte von überschüssigem Niacin.

„Sie steigern das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen über einen Entzündungsmechanismus“, sagt so Haghikia zu den Ergebnissen, die in dem Fachmagazin „Nature Medicine“ im Februar publiziert wurden. Im Rahmen von weiteren Analysen fanden die Wissenschaftler:innen zudem heraus, dass der Weg vom hohen 2PY- und 4PY-Spiegel zum erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen über entzündliche Prozesse der Gefäße verläuft.

„Paradoxerweise kann Niacin den Cholesterinspiegel senken und wurde in der Vergangenheit als Cholesterinsenker in klinischen Studien getestet, führte aber dadurch nicht, wie zu erwarten zu einer Senkung des Risikos für Herz-Kreislauferkrankungen“, schildert Haghikia. „Die Zusammenhänge sind also komplex, und unsere Erkenntnisse passen gut zu diesem Paradox.“

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