Virushepatitis: WHO schlägt Alarm Sandra Piontek, 13.04.2024 08:26 Uhr
Der diesjährige Globale Hepatitis-Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt einen traurigen Trend: Die Zahl der weltweit durch Virushepatitis verlorenen Leben steigt. Täglich sterben 3500 Menschen aufgrund der Infektionskrankheit. Um eine Eliminierung der zweithäufigsten Infektionstodesursache bis 2030 noch zu erreichen, seien sofortige Maßnahmen nötig, so die WHO.
Trotz besserer Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten sowie sinkenden Produktpreisen für entsprechende Tests, steigt die Todesrate weltweit an. Aktuelle Daten aus insgesamt 187 Ländern zeigen: Die geschätzte Zahl der letalen Fälle durch Virushepatitis ist von 1,1 Millionen im Jahr 2019 auf 1,3 Millionen im Jahr 2022 gestiegen. Dabei waren in 83 Prozent der Fälle Hepatitis-B- und in 17 Prozent der Fälle Hepatitis-C-Infektionen verantwortlich. Täglich sterben demnach weltweit etwa 3500 Menschen an den Folgen der Infektion.
„Dieser Bericht zeichnet ein beunruhigendes Bild. Trotz weltweiter Fortschritte bei der Prävention von Hepatitis-Infektionen steigen die Todesfälle, weil viel zu wenige Menschen mit Hepatitis diagnostiziert und behandelt werden“, so WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Die WHO ist bestrebt, Länder dabei zu unterstützen, alle ihnen zur Verfügung stehenden Instrumente zu nutzen, um Leben zu retten und diesen Trend umzukehren.“
Bekannte Formen der Hepatitis sind A, B, C, D und E. Ursachen, Verläufe, Präventions- und Therapiemöglichkeiten variieren. Im Fokus der WHO liegen Hepatitis B und C, denn sie sind Hauptursache für Leberzirrhose sowie Leberkrebs. Zwar sei aufgrund von Präventionsmaßnahmen in Form von Impfungen oder fortschrittlichen Behandlungsmöglichkeiten die Zahl der Neuinfektionen gesunken, aber weiterhin zu hoch: Im Jahr 2022 infizierten sich 2,2 Millionen Menschen mit Hepatitis auslösenden Viren. 1,2 Millionen Infektionen lösten Hepatitis B und knapp 1 Millionen Hepatitis C aus.
Die WHO strebt aufgrund der hohen Fallzahlen an, dass bis 2030 80 Prozent der Menschen mit einer chronischen Infektion eine Behandlung erhalten. Die Realität aber zeigt: Nur 13 Prozent der weltweit Betroffenen mit chronischer Hepatitis B haben bis Ende 2022 eine Diagnose und nur 3 Prozent eine antivirale Therapie erhalten. Bei Hepatitis C sieht es ein wenig positiver aus: 36 Prozent der Infizierten erhielten eine Diagnose und 20 Prozent eine Therapie.
„Das Ziel der Elimination ist immer noch erreichbar“, so die WHO. Das bedinge aber sofortiges Handeln: „Es müssen unter anderem der Zugang zu Testungen und Diagnostik ausgebaut, gleichberechtigte Behandlungsmöglichkeiten implementiert, Präventionsbemühungen und Forschung intensiviert werden.“ Es gebe nur wenige Krankheiten, von deren Beseitigung man realistischerweise träumen könne, so Ghebreyesus und Hepatitis sei eine davon. Aber er ist überzeugt: „Nachhaltige Finanzierung, unermüdliche Fürsprache und visionäre politische Führung werden für die Verwirklichung dieses Traums von entscheidender Bedeutung sein.“