Virologie

Vor Feierabend in die Säuredusche

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Berlin -

Ebola-, Marburg- oder Lassa-Viren können lebensgefährliche Blutungen und Organversagen auslösen. Hamburger Forscher nehmen diese Tropenviren in einem neuen Hochsicherheitslabor künftig genauer unter die Lupe; sie arbeiten dann auch mit genveränderten Viren. Im Februar wollen die Forscher mit ihren Experimenten beginnen.

Das neue Biosafety Level 4- (BSL4-) Labor im Hamburger Bernhard-Nocht-Institut (BNI) soll die höchste Sicherheitsstufe nach dem Gentechnikgesetz haben: Vor den Experimenten muss die Doktorandin Lisa Oesterreich einen Anzug mit Luftzufuhr anziehen: „Darunter trage ich ein Funkgerät und ein Headset, damit ich Kontakt zu Ansprechpartnern außerhalb des Labors halten kann. Falls etwas passiert, müssen sie in wenigen Minuten bei mir sein“, sagte die Virologin bei einer Führung durch die neuen Räume.

„Seit rund 30 Jahren arbeiten wir mit Viren, die zu lebensgefährlichen Blutungen und Organversagen führen können, nun wollen wir anhand von genveränderten Viren mehr darüber verstehen, warum sie so gefährlich sind“, erläutert Professor Dr. Stephan Günther, Leiter der BNI-Abteilung Virologie. Dazu gehören Lassa-, Marburg-, Ebola- oder Krim-Kongo-Viren.

Der Erweiterungsbau des Instituts, in dem das neue Labor untergebracht ist, wurde bereits im Juli 2009 eröffnet und hat eine Gesamtfläche von 5000 Quadratmetern. Insgesamt kostete er 33,6 Millionen Euro. Das BSL4-Labor hat darin eine Fläche von 150 Quadratmetern, es gibt Arbeitsbereiche für fünf Wissenschaftler gleichzeitig.

Mehrere Sicherheitsschleusen trennen sie vom Rest des Hauses. Das Labor ist mit Stahlwänden und speziellen Luftfiltern gesichert. Es herrscht Unterdruck, und jeder Schutzanzug wird über blaue Schläuche mit eigener Luft versorgt.

Bislang gibt es in dem Institut am Hamburger Hafen bereits ein Labor mit der sogenannten Schutzstufe 4. „Dort dürfen wir aber nur mit Viren forschen, wie sie in freier Wildbahn zu finden sind“, erläutert Günther. Für die Arbeit mit genveränderten (rekombinanten) Viren musste aber das Speziallabor gebaut werden.

In Deutschland gibt es bisher nur in Marburg eine solche Einrichtung. Je ein weiteres dieser BSL4-Labore soll am Robert Koch-Institut in Berlin und am Friedrich-Löffler-Institut auf der Ostseeinsel Riems entstehen.

Die Arbeit mit genveränderten Viren ist eine Standardtechnik in der Virusforschung, etwa auch bei Grippe-Erregern. „Damit können wir etwas über die Lebensweise der Viren herausfinden und über ihre Interaktionen mit den Körperzellen, in denen sie sich vermehren“ sagt Günther.

Dafür schalten die Wissenschaftler beispielsweise einzelne Gene im Erbgut der Viren aus, und beobachten, welche Eigenschaften sich verändern. Übergreifendes Ziel ist es, neue Diagnosemittel, Impfstoffe oder Therapien zu entwickeln.

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