HIV-Behandlung bei Kindern

ViiV will Kinder-Dolutegravir bringen

, Uhr
Berlin -

Bisher ist der HIV-Wirkstoff Dolutegravir (DGT) nur in Filmtablettenform auf dem Markt. ViiV Healthcare hat bei der US-Arzneimittelbehörde FDA und der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) Zulassungsanträge für die erste dispergierbare Formulierung von DGT für Kinder mit HIV eingereicht. Werden die Anträge genehmigt, schließt ViiV damit eine Behandlungslücke.

HIV bei Kindern ist nach wie vor ein globales Problem: Neueste Statistiken zeigen, dass derzeit etwa 1,7 Millionen Kinder mit HIV leben. Der Großteil der AIDS-bedingten Todesfälle bei Kindern tritt in den ersten fünf Lebensjahren ein. Für Kinder ist die Therapie von HIV immer noch schwierig, denn optimierte pädiatrische Formulierungen antiretroviraler Medikamente sind nur schlecht verfügbar. Die neue DGT-Formulierung wäre der erste Integrasehemmer, der als dispergierbare Tablette für HIV-infizierte Kinder erhältlich ist.

Das neue Dolutegravir soll mit einer Stärke von 5 mg auf den Markt kommen und so bei pädiatrischen Patienten ein vereinfachtes Dosierungsschema im Vergleich zu bisherigen Tabletten in den Stärken 10 mg, 25 mg und 50 mg mit sich bringen. Sharon Nachman, Professorin für Pädiatrie am Stony Brook Children‘s Hospital erklärt die Wichtigkeit einer dispergierbaren DGT-Formulierung: „Da relativ wenige Therapien für die Behandlung von HIV bei Kindern zugelassen sind, können wir dank der Verfügbarkeit von Dolutegravir in dieser neuen Formulierung unser Angebot an antiretroviralen Medikamenten erweitern und damit unserem endgültigen Ziel, eine AIDS-freie Generation zu erreichen, einen weiteren Schritt näher kommen. “

„Für Eltern, die in ressourcenarmen Ländern leben, kann die Möglichkeit, Kindern Medikamente in einer Form zu verabreichen, die sie schlucken und tolerieren können, den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen“, erklärte Deborah Waterhouse, CEO von ViiV Healthcare. Seit 2018 arbeitet der Hersteller mit der Clinton Health Access Initiative (CHAI) und Unitaid zusammen, um die Entwicklung und Einführung optimierter pädiatrischer DTG-Formulierungen zu beschleunigen. Dies soll gelingen, indem generische Partner finanzielle und technische Anreize erhalten.

Die aktuellen Zulassungsanträge basieren auf Daten aus zwei laufenden Studien. Eine der Studien untersucht die Sicherheit, Pharmakokinetik, Verträglichkeit und antivirale Aktivität von DTG-Therapien bei pädiatrischen Patienten im Alter von vier Wochen bishin zu 18 Jahren. Eine weitere vergleicht DTG als Erst- oder Zweitlinientherapie mit den aktuellen Versorgungsstandards bei pädiatrischen Patienten in der gleichen Altersgruppe.

Dolutegravir ist in Tivicay, Triumeq (Dolutegravir/Abacavir/Lamivudin) und Juluca (Dolutegravir/Rilpivarin) von ViiV Healthcare enthalten. Im April erhielt ViiV die FDA-Zulassung für das Single-Tablet-Regime Dovato, welches aus Dolutegravir und Lamivudin besteht. Dolutegravir ist zur Behandlung von HIV-1-Infektionen ab einem Alter von sechs Jahren in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneistoffen angezeigt. Es unterbindet die Integration der viralen DNA in das Wirtsgenom und verhindert so die Virusvermehrung.

Im Sommer 2018 führte ein Studienergebnis zu eine Rote-Hand-Brief: Während der laufenden Tsepamo-Studie wurden Fälle von Neuralrohrdefekten dokumentiert. Betroffen waren Neugeborene, deren Mütter sich einer Doletugravir-haltigen antiretroviralen Therapie (ART) unterzogen. In der Folge wurden risikominimierende Maßnahmen empfohlen: Vor Therapiebeginn sollte bei Frauen im gebärfähigen Alter eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Wird die Risikogruppe bereits mit Dolutegravir behandelt, sollte während der Therapie eine wirksame Verhütungsmethode angewendet werden. Äußern Frauen im gebärfähigen Alter den Wunsch, schwanger zu werden, wird empfohlen, Dolutegravir nicht einzusetzen. Kommt es jedoch während der Behandlung zur Empfängnis und eine Schwangerschaft wird im ersten Trimenon dokumentiert, wird – soweit möglich – ein Wechsel auf eine Alternativtherapie empfohlen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Produktion wird eingestellt
Aus für Fumaderm
Überdosierungen und schwerwiegende Nebenwirkungen
Deferasirox: BfArM warnt vor Umstellungsrisiken
Mehr aus Ressort
Pankreatitis als Nebenwirkung
Mounjaro: Tod nach Abnehmspritze
Novo Nordisk veröffentlicht Studienergebnisse
CagriSema: Enttäuschende Ergebnisse für Ozempic-Nachfolger

APOTHEKE ADHOC Debatte