Zu Beginn der Pandemie enttäuschten die meisten großen Konzerne bei der Entwicklung eines wirksamen Corona-Impfstoffes. Kleinere Biotech-Unternehmen wie Biontech und Moderna liefen den Pharmariesen den Rang ab. Die Vakzine von AstraZeneca und Johnson & Johnson werden derweil, zumindest in Deutschland, nicht mehr eingesetzt. Ein Pharmariese könnte jedoch bald noch die Zulassung für einen Corona-Impfstoff erhalten. Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA überprüft Vidprevtyn von Sanofi Pasteur seit Ende März.
Vidprevtyn zählt zu den proteinbasierten Subunit-Impfstoffen. Somit reiht sich der Sanofi-Impfstoffkandidat bei Nuvaxovid (Novavax) ein. Das Vakzin enthält rekombinante Proteinfragmente des Spike-Proteins basierend auf dem Wildtyp. Um einen tatsächlichen Totimpfstoff, also einen Ganzvirusimpfstoff, handelt es sich demnach nicht. Zur Wirkverstärkung ist ein Adjuvans beigefügt. Der Impfstoff gelangt nicht in die menschliche Zelle.
Ähnlich wie bei Nuvaxovid enthält der Impfstoff von Sanofi bereits das fertige Spikeprotein. Bei den mRNA-Impfstoffen Comirnaty und Spikevax erhält der Körper lediglich die Information zur selbstständigen Herstellung des Proteins. Die mRNA gelangt in die Zelle und wird an den Ribosomen abgelesen. Bei den proteinbasierten Impfstoffen wird die Proteinbasis künstlich hergestellt. Das Protein wird sowohl bei Novavax als auch bei Sanofi in Insektenzellen hergestellt, ausgewaschen und neu verkapselt. Im Impfstoffkandidaten mit dem vorläufigen Namen SP0253 ist das gentechnisch hergestellte Antigen „CoV2 preS dTM monovalent D614 antigen“ enthalten. Zur Wirkverstärkung ist das Adjuvans AS03 enthalten.
Die bisherigen Studienergebnisse zeigen, dass Vidprevtyn eine solide Immunantwort auslösen kann. Der Impfstoff kann Hospitalisierungen aufgrund von Corona nahezu zu 100 Prozent vermeiden. Moderate und schwere Krankheitsverläufe werden laut den zulassungsrelevanten Studien VAT02 und VAT08 zu 75 Prozent vermieden. Symptomatische Covid-19-Verläufe werden zu 58 Prozent vermieden.
Der Impfstoff wird aktuell für die Anwendung bei Erwachsenen ab 18 Jahre geprüft. Für einen vollständigen Impfschutz werden zwei Injektionen im Abstand von drei Wochen gegeben. Pro Injektion sind 10 µg Antigen enthalten. Der Impfstoffkandidat soll sowohl für die Grundimmunisierung als auch für Booster-Impfungen zugelassen werden. Studien zeigen, dass bei der Verwendung von Vidprevtyn als Booster innerhalb eines heterologen Impfschemas, gute neutralisierende Antikörpertiter erzielt werden konnten.
Rückblick: Bereits im April 2020 verkündeten die beiden Pharmagiganten Sanofi und GlaxoSmithKline (GSK) ihre Zusammenarbeit für eine besonders schnelle Entwicklung eines Impfstoffes gegen Covid-19. Damals rechneten die Hersteller mit dem Beginn klinischer Studien ab der zweiten Hälfte des Jahres 2020 und einer Zulassung 2021. In der Kooperation lieferte GSK die Adjuvans-Technologie.
Im Juli wird der Abschluss des Rolling-Review-Verfahrens erwartet.
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