Hormonelle Verhütungsmethoden verlieren seit einigen Jahren an Beliebtheit. Orale Kontrazeptiva stehen bei vielen Mädchen und Frauen in der Kritik. Eine Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) bestätigt: Immer weniger Frauen erhalten eine Verordnung über Präparate wie Valette (Jenapharm), Desofemono (Mibe), Zoely (Theramex) & Co.
Orale Kontrazeptiva sind seit 60 Jahren verfügbar. Dabei wurden die hormonellen Präparate über die Zeit weiterentwickelt und angepasst. Die verwendeten Östrogene und Gestagene wurden gewechselt, auch Minipillen mit reinem Gestagen sind mittlerweile verfügbar. Bei allen Pillen ist die Liste der Nebenwirkungen lang. Immer mehr Mädchen und Frauen bevorzugen eine andere Verhütungsmethode – am besten hormonfrei.
In einer Auswertung der Techniker Krankenkasse zeigt sich, dass die Verordnungszahlen in den vergangenen fünf Jahren um 10 Prozent abgenommen haben. Erhielten 2015 noch 44 Prozent aller Frauen zwischen 14- und 19-Jahren die Pille, so waren es 2020 nur noch 33 Prozent. Besonders stark sei der Rückgang bei den 18- bis 19-Jährigen zu verzeichnen, so die Techniker. Bei den 18-jährigen Patientinnen sanken die Verordnungen von 67 Prozent (2015) auf 50 Prozent (2020). Bei den 19-Jährigen sanken sie von 72 Prozent (2015) auf 53 Prozent (2020).
„Wir sehen, dass die Verordnungen seit einigen Jahren kontinuierlich zurückgehen. Über die genauen Gründe können wir nur spekulieren. Auf jeden Fall ist die Aufmerksamkeit für das Thema höher als noch vor ein paar Jahren“, so Tim Steimle, Apotheker und Fachbereichsleiter Arzneimittel bei der Techniker Krankenkasse. Das hänge auch mit der Berichterstattung zu Pillen der 3. und 4. Generation zusammen. Diese weisen ein insgesamt höheres Thromboserisiko auf.
Die Argumente für Frauen, weshalb sie auf eine hormonelle Verhütungsmethode verzichten möchten, sind vielfältig. Das erhöhte Thromboserisiko ist eines dieser Argumente. In der Vergangenheit wurden immer wieder Fälle bekannt, in denen Frauen eine Thrombose oder Thromboembolie aufgrund der Pilleneinnahme erlitten. Dabei ist Pille nicht gleich Pille. Ärzt:innen werden seitens des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) angehalten, Pillen mit dem niedrigsten Risiko für venöse Thromboembolien zu verordnen.
Eine Auswertung des Paul-Ehrlich Institutes (PEI) im Juli zeigte, dass Thrombosefälle verhindert werden könnten, wenn sich das Verschreibungsverhalten von Gynäkolog:innen ändern würde. Hierauf wurde reagiert: Für kommende Beratungsgespräche zum Thema hormonelle Verhütung wird eine Checkliste Pflicht.
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