Infektionskrankheiten

Vektorimpfstoff gegen Zikavirus APOTHEKE ADHOC, 12.12.2018 14:06 Uhr

Berlin - 

Ein auf einem Masern-Impfvirus basierender Vektorimpfstoff gegen das Zikavirus schützte trächtige Mäuse und ihre Nachkommen vor einer Infektion. Die Ergebnisse des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) und Heinrich-Pette-Instituts wurden im „Journal of Virology“ veröffentlicht.

Das Team um Dr. Michael Mühlebach (PEI) hat eine experimentelle, vom Masernimpfstoff abgeleitete Vektorvakzine im Tiermodell getestet. Verglichen wurde mit einem für den Versuch hergestellten Zikavirus-Totimpfstoff. Bei Vektorimpfstoffen dient das Erbgut eines abgeschwächten Erregers als Transportvehikel; im beschriebenen Fall ist das Masernvirus die Genfähre, in die die fremde Erbinformation – die Gene der Virushülle des Zikavirus – eingebaut wird. Diese sollen im Organismus eine Immunantwort hervorrufen.

Bei erfolgter Impfung wird der Impfvektor in die Zellen aufgenommen. Folglich werden Zikavirus- und Masernvirus-Antigene gebildet. Die Forscher konnten bei den geimpften Mäusen die gewünschte Immunantwort dokumentieren. „Nach Impfung mit dem Vektorimpfstoff wurden sowohl neutralisierende Antikörper als auch eine zelluläre Immunantwort (T-Zellantwort) induziert – und zwar sowohl gegen das Masern- als auch gegen das Zikavirus“, teilt das PEI mit.

Das Team wollte wissen, ob der Impfstoff vor Fehlbildungen während der Schwangerschaft schützt. Zwar verlaufen Infektionen mit dem Zikavirus meist symptomlos oder nur mit milder Symptomatik. Die Betroffenen beschreiben Gelenkschmerzen, Fieber, Ausschläge oder rote Augen, die auf eine Bindehautentzündung zugeführt werden können. Infektionen während der Schwangerschaft sind jedoch gefürchtet, denn sie können beim ungeborenen Kind zu Mikrozephalie und anderen Fehlbildungen des Gehirns führen. Vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel ist das Risiko groß.

Der entwickelte Vektorimpfstoff konnte sowohl die Muttertiere als auch die ungeborenen Nachkommen vor einer Infektion schützen. Bei geimpften Tieren konnte keine Übertragung der Viren auf den Fötus nachgewiesen werden. Die Tiere entwickelten sich ohne Auffälligkeiten. Zudem sank die Viruslast in der Plazenta der schwangeren Muttertiere.

Keinen Erfolg verzeichneten die Forscher jedoch beim Totimpfstoff, der schützende Effekt blieb aus. Die Wissenschaftler vermuten zu geringe Antikörperspiegel als mögliche Ursache für das Ausbleiben der Wirkung. „Aus Sicht der Forschenden stellt ein kombinierter Masern-Zikavirus-Impfstoff ein vielversprechendes Impfkonzept dar“, so das PEI. Es sei vorstellbar, dass die kombinierten Vazine „anstelle der reinen Masernkomponente in Standard-MMR-Impfstoffen als Routine-Prophylaxe eingesetzt werden könnten“.

Das Zikavirus zählt zur Familie der Flaviviren, zu denen auch Dengue und Gelbfieber gehören. Die Übertragung des Zikavirus findet fast ausschließlich über Stiche von Mücken statt. Nur ein geringer Teil der Infektionen kann auf ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einer infizierten Person oder eine Bluttransfusion zurückgeführt werden. Als Schutz vor einer Infektion dienen Repellentien, Mosquitonetze und helle Kleidung, die den ganzen Körper bedecken soll. Infektionen sind weltweit in bislang 80 Ländern aufgetreten. Schwerpunkte sind die Tropen und Subtropen. In den Jahren 2015 bis 2017 hat sich das Virus auch in Mittel- und Südamerika ausgebreitet.