FDA-Inspektion

Valsartan-Skandal: „Geister-Peaks“ bei Lohnhersteller APOTHEKE ADHOC, 15.08.2018 09:37 Uhr

Berlin - 

Zhejiang Huahai Pharmaceutical sorgte für den Arzneimittelskandal des Sommers. Weltweit wurden Valsartan-haltige Arzneimittel zurückgerufen, deren aktive Substanz (API) vom chinesischen Lohnhersteller geliefert wurde und die mit dem als möglicherweise krebserregend eingestuften N-Nitrosodimethylamin (NDMA) verunreinigt ist. Die US-Arzneimittelagentur FDA hatte den Hersteller mehrfach inspiziert und zwei Berichte aus 2016 und 2017 veröffentlicht. Schon damals waren Missstände ersichtlich.

Um welche Wirkstoffe es sich bei der Überprüfung handelt, ist unklar, da die entsprechenden Stellen in den Protokollen von der FDA geschwärzt wurden. Dennoch zeigen sie einige Missstände beim chinesischen Unternehmen auf.

Vom 14. bis 18. November 2016 waren zwei Inspekteure der FDA in China. Sie kontrollierten das Werk von Zhejiang Huahai Pharmaceutical in der Xunqiao-Street in Linhai. Die Kontrolleure dokumentierten vier Überwachungen und Beobachtungen. Schon nach dem ersten Besuch war klar: „Schriftliche Vorgaben, die erarbeitet wurden, um Kontaminationen des Wirkstoffes, der angeblich steril ist, zu verhindern, werden nicht eingehalten.“ Unterbrechungen des Produktionsprozesses würden nicht definiert und im Herstellungsprotokoll der Charge nicht dokumentiert.

Das Dokument zeigt einen weiteren Missstand auf. Laut den FDA-Inspektoren wurde es versäumt, Laborkontrollen einzuführen, die „wissenschaftlich fundierte und geeignete Spezifikationen, Standards, Stichprobenplan und Testverfahren enthalten, um zu gewährleisten, dass die Arzneistoffe den angemessenen Standards hinsichtlich Identität, Stärke, Qualität und Reinheit entsprechen“. Die Überwachung ergab außerdem, dass die Reinigung und Desinfektion der Geräte in den Herstellungsräumen nur unzureichend gesichert sei. Mitarbeiter hätten den Reinraum nicht vorschriftsgemäß gereinigt. Zum Wischen werde ein Eimer mit Water for Injection (WFI) genutzt. Der Wischmopp würde wieder in das Wasser gestellt und anschließend zweimal verwendet.

Die Leitungen würden „nicht regelmäßig überprüft und gereinigt“, schreiben die Inspektoren. Am 18. November wurde ein „nicht identifizierter weißer Staub an der Innenfläche einer Leitung“ entdeckt. Weiter heißt es, die Einträge, wer welche Tabletten-Chargen geprüft habe, wurden zum Zeitpunkt der Herstellung nicht dokumentiert.

Nur wenige Monate später – vom 15. bis 19. Mai 2017 – fand eine weitere Inspektion durch einen Vertreter der FDA statt. Allerdings am Standort in Duqiao. Das Protokoll umfasst die Herstellung von vier Chargen. Schon im ersten Punkt schreibt der Inspekteur: „Unregelmäßigkeiten bei analytischen Kontrollen werden nicht untersucht.“ Der Kontrolleur schildert in seinem Bericht, während der Überprüfung beobachtet zu haben, dass analytische Tests wiederholt würden, um zufriedenstellende Ergebnisse innerhalb der Spezifikation zu erhalten: Die Versuche würden einfach wiederholt, ohne zuvor den Grund für die Abweichungen zu ermitteln, was eine hohe Wiederholungsrate mit sich bringe.

Der FDA-Inspektor wollte vom Leiter der Qualitätskontrolle des chinesischen Unternehmens wissen, wie er erklären könne, dass die verwendete analytische Methode als sicher freigegeben wurde, und sichergestellt werden könne, dass der Wirkstoff der Spezifikation entspricht, wenn regelmäßig große Abweichungen auftreten und Wiederholungsprüfungen durchgeführt werden müssen. Eine substanzielle Erklärung habe er darauf nicht erhalten.

Abweichungen, die im Rahmen einer Chromatographie auftreten, würden von den Mitarbeitern als „Geister-Peaks“ bezeichnet. Diese würden von Zeit zu Zeit aus unbekannten Gründen auftreten. Nachgegangen würde dem Problem nicht. Die Ware sei jedoch in die USA exportiert worden.

Zudem wurden weitere Missstände dokumentiert. So schreibt der Inspektor, dass Dichtungen ausgefranst seien und Fäden sichtbar. Zudem wurden Verfärbungen dokumentiert und dass eine Massenbilanz nicht berücksichtigt werden könne. Schrauben seien rostig und die Innenseite einer Dichtung mit blauen Partikeln besetzt. Die Chargen der betroffenen aktiven Substanz beinhalte „schwarze metallische Partikel“ und Partikel von gelbrostiger Farbe.