Arzneimittelskandal

Valsartan ist tot, es lebe Valsartan Nadine Tröbitscher, 28.11.2018 07:58 Uhr

Berlin - 

Der Skandal um den verunreinigten Blutdrucksenker Valsartan sorgt seit Juli für Verunsicherung. Doch trotz mehrerer Rückrufwellen ist der Angiotensin-II-Rezeptorblocker nach einem kurzzeitigen Einbruch wieder auf Kurs.

Von November 2017 bis Juli dieses Jahres war die Anzahl der abgegebenen Valsartan-Packungen stabil bei jeweils rund 900.000 Stück. Schwankungen ergeben sich den Marktforschern von Iqvia zufolge vermutlich zum Teil aus Kalendereffekten. Spitzen gibt es beispielsweise im April (926.000 Packungen) und Juli (993.000 Packungen), denn in diesen Monaten gab es schlichtweg mehr Arbeitstage. Ein Trend, der sich laut Iqvia auch bei anderen Arzneimitteln zeigt.

Zhejiang Huahai Pharmaceutical war im Juli Ursprung des Valsartan-Skandals. Die aktive Substanz des chinesischen Lohnherstellers war mit N-Nitrosodimethylamin (NDMA) verunreinigt. Mehr als ein Dutzend Hersteller mussten Valsartan-haltige Arzneimittel zurückrufen. Aufgrund der Rückrufe sicherten nur wenige Hersteller – TAD, Mylan dura, Novartis und Aurobindo – die Versorgung der Patienten. Das die meisten Ärzte ihre Patienten auf andere Wirkstoffe umgestellt haben, zeigt sich in den Zahlen der abgegebenen Packungen nicht: Im August wurden 715.000 und im September 661.000 Packungen an privat und gesetzlich Versicherte abgegeben. Im Oktober steigt die Zahl wieder auf 806.000 Einheiten. Im Vergleich zum Vorjahr hat Valsartan damit trotz Skandal nur 7,7 Prozent verloren.

Gewinner der Negativschlagzeilen um den verunreinigten Blutdrucksenker ist Candesartan. Seit Juli hat der Wirkstoff zugelegt. Waren es zwischen November und Juli monatlich rund eine Million Packungen, ist im Juli und August ein Anstieg auf je 1,2 Millionen Packungen zu verzeichnen. Der Trend setzt sich bis Oktober (1,34 Millionen Packungen) fort. Im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 39 Prozent.

Im Gesamtmarkt der Sartane hält Candesartan im Oktober damit einen Marktanteil von 47,3 Prozent, zuvor hatte der Wirkstoff bei rund 40 Prozent gelegen. Valsartan liegt mit 28,5 Prozent auf Position 2; vor den Rückrufen lag der Marktanteil bei rund 36 Prozent. Die anderen Vertreter der Wirkstoffgruppe sind weitgehend unverändert: Losartan liegt bei konstanten Absatzzahlen mit 7 Prozent auf Platz 3, gefolgt von Olmesartan und Telmisartan mit je rund 6 Prozent und Irbesartan mit 4,4 Prozent. Eprosartan spielt wegen des Festbetrags keine Rolle.

Betrachtet man alle Sartane, hat die Stoffgruppe insgesamt zugelegt. Im Oktober lag der Absatz mit 2,83 Millionen Packungen um 15,5 Prozent höher als im Vorjahr. Trotz Arzneimittelskandal und Rückrufen bei Valsartan und Irbesartan ist die Stoffgruppe im Markt stabil.

Der jüngste Rückruf Valsartan-haltiger Arzneimittel stammt aus dem November. In der aktiven Substanz aus den Laboratorien des Generikakonzerns Mylan in Indien wurde das Nitrosamin N-Nitrosodiethylamin (NDEA) in Spuren nachgewiesen. Der Rückruf erfolgte vorsorglich. Von einer Patientengefährdung ist derzeit nicht auszugehen. Die Messergebnisse liegen aktuell noch nicht vor, sowohl das Regierungspräsidium Darmstadt als auch der Hersteller selbst lassen die Präparate derzeit in Laboren prüfen. Bereits jetzt steht aber fest, dass verschiedene Proben innerhalb der Spezifikation liegen, dass es aber einige Ausreißer gibt.