Medikamente in der Schwangerschaft

Valproinsäure erhöht Risiko auf Autismus und ADHS

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Berlin -

Dass Valproinsäure das Risiko für Fehlbildungen des ungeborenen Kindes erhöht, ist mittlerweile bekannt. Eine Analyse aus Schweden zeigt nun, dass es auch zu einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Autismus-Spektrum-Störungen und ADHS kommen kann.

Ein Rote-Hand-Brief hatte im November 2018 bereits vor den möglichen Schäden einer Valproinsäure-Exposition gewarnt. Einige Hersteller hatten daraufhin einen gemeinsamen Informationsbrief veröffentlicht, in dem über wichtige, bereits beschlossene Gegenanzeigen, erweiterte Warnhinweise und Maßnahmen zur Vermeidung einer Exposition während der Schwangerschaft aufgeklärt wurde. Zuletzt hatte Frankreichs Justiz ein Ermittlungsverfahren gegen Sanofi wegen des umstrittenen Antiepileptikums Depakine (Valproinsäure) eingeleitet.

Einsatz von Valproinsäure

Grundsätzlich ist Valproinsäure in der Schwangerschaft kontraindiziert. Es darf nur verordnet werden, wenn eine sichere Kontrazeption stattfindet. Angewendet werden soll Valproat bei Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter nur dann, wenn andere Behandlungen nicht wirksam sind oder nicht vertragen werden. Bei Kindern, die im Mutterleib Valproat ausgesetzt waren, besteht ein hohes Risiko für schwerwiegende Entwicklungsstörungen (in bis zu 30 bis 40 Prozent der Fälle) und angeborene Missbildungen (in ungefähr 10 Prozent der Fälle).

Kernbotschaften des Schwangerschaftsverhütungsprogramms:

  • Patientin in den Prozess mit einbeziehen – Mitwirkung sicherstellen und Therapieoptionen besprechen.
  • Alle Patientinnen müssen hinsichtlich ihrer Gebärfähigkeit eingeschätzt werden.
  • Patientin über Risiken hinsichtlich Missbildungen und neurologischer Entwicklungsstörungen informieren. Der Arzt sollte sich schriftlich bestätigen lassen, dass die Patientin die Risiken verstanden hat.
  • Risikoaufklärung: Jährlich auszufüllendes Formular
  • Patientin über die Notwendigkeit eines initialen Schwangerschaftstests informieren.
  • Beratung bezüglich Empfängnisverhütung durchführen.
  • Information über regelmäßige Überprüfung der Behandlung, mindestens einmal jährlich.
  • Arztbesuch bei Schwangerschaftswunsch
  • Information darüber, dass im Falle einer Schwangerschaft unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden muss.
  • Leitfaden für Patienten aushändigen.

Die Untersuchung aus Schweden, welche im Fachjournal „Neurology“ veröffentlich wurde, zeigt nun auch weitere Auswirkungen auf: Zwischen 1996 und 2011 wurden im Land insgesamt mehr als 14.600 Kinder von Frauen mit Epilepsie auf die Welt gebracht. Rund ein Drittel der Frauen hatte während der Schwangerschaft eine medikamentöse Behandlung erhalten, darunter 1417 Frauen Carbamazepin, 996 Lamotrigin und 699 Valproinsäure.

Risiko für ADHS und Autismus erhöht

Unter den Kindern, die im Mutterleib mit Valproinsäure in Kontakt kamen, entwickelten 36 bis zum Alter von zehn Jahren eine Autismus-Spektrum-Störung. Bei den rund 11.000 Kindern, die keinem Antiepileptikum ausgesetzt waren, kam es nur bei 154 Kindern zu derartigen Erkrankungen. Das Team der Indiana University in Bloomington ermittelt damit ein signifikantes Risiko.

FürAufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörungen konnte ebenfalls ein erhöhtes Risiko festgestellt werden: 54 der mit Valproin­säure exponierten Kinder und 251 der nicht-exponierten Kinder erhielten eine solche Diagnose. Für Lamotrigin und Carbamazepin konnten hingegen keine Zusammenhänge ermittelt werden.

Auch wenn möglicherweise noch andere Ursachen für die Erkrankungen eine Rolle spielen können, decken sich die Ergebnisse mit bisherigen Erkenntnissen zu Valproinsäure und ihren teratogenen Eigenschaften. Es wird angenommen, dass Autismus-Spektrum-Störungen und ADHS ihren Ursprung in der pränatalen Entwicklung des Gehirns haben. Auch das wird durch die aktuellen Ergebnisse untermauert.

 

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