Antipsychotika

Valproat aktiviert Retroviren

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Berlin -

Valproinsäure kann humane endogene Retroviren (HERV) aktivieren. Wie Forscher des Helmholtz-Zentrums in München herausfanden, stimuliert das Antiepileptikum, das auch zur Stabilisierung von Schizophrenie und bipolar gestörten Patienten eingesetzt wird, die Transkription der ins Erbgut eingebundenen Virusgene.

 

Die Wissenschaftler hatten Hirnproben oder Liquor von Schizophrenen und Patienten mit bipolaren Störungen im Hinblick auf die HERV-Transkriptionsaktivität analysiert. Anschließend wurden die Daten zur Genaktivität mit der Medikation der Patienten verglichen.

Valproinsäure zeigte die stärkste Aktivierung; bei anderen Neuroleptika wie Haloperidol, Risperidon und Clozapin waren die Effekte weniger ausgeprägt. Vermutlich hemmt der Wirkstoff Histondeacetylasen im Chromatin und hat so Einfluss auf den epigenetischen Zustand der Zellen. Dabei werden nicht nur HERV-, sondern auch andere Gene aktiviert. Welche Gensequenzen konkret beeinflusst werden, ist jedoch nicht ausreichend erforscht.

HERV infizierten vor vielen tausend Jahren die Keimzellen von Menschen und werden als Provirus seit Generationen weiter vererbt. Sie sind mittlerweile fester Bestandteil des menschlichen Genoms und haben auch Einfluss auf physiologische Prozesse: So spielen die Gene bei der Plazenta-Bildung eine Rolle. Außerdem werden die Viren wegen ihrer immunsuppressiven Wirkung auch mit der Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose in Verbindung gebracht.

 

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