Altersabhängige Makuladegeneration und das diabetische Makulaödem sind weltweit die beiden häufigsten Netzhauterkrankungen und Ursache für den Verlust der Sehkraft. Mit Vabysmo bringt Roche ein neues Medikament zur Behandlung auf den Markt.
Der bi-spezifische Antikörper Faricimab, Wirkstoff in Vabysmo, wurde kürzlich durch die EU-Kommission zugelassen. Behandelt werden kann einerseits die neovaskuläre altersabhängige Makuladegeneration (nAMD), eine Erkrankung, die bei über 60-Jährigen aufgrund des fortschreitenden Verlaufs die häufigste Ursache für Erblindung ist. Die Makula, auch gelber Fleck genannt, befindet sich auf der Netzhaut in der Mitte des Augenhintergrunds. Die meisten Sehzellen befinden sich in diesem hochspezialisierten Areal. Nur wenige Quadratmillimeter groß, erbringt die Makula wesentliche Sehleistungen – Farben werden wahrgenommen und kleinste Details unterschieden. Mit zunehmendem Alter kann die Sehschärfe im zentralen Sehfeld abnehmen, Gesichter oder Bilder verschwimmen in der Mitte während Ränder noch scharf begrenzt bleiben. Zudem werden Kontraste und Farben schlechter wahrgenommen. Im fortgeschrittenen Stadium erscheint ein leerer grauer Fleck in der Mitte des Sehfelds.
Andrerseits ist der Wirkstoff Faricimab auch bei diabetischem Makulaödem (DMÖ) zugelassen und bei beiden Erkrankungen direkt als First-Line-Therapie einsetzbar. DMÖ beschreibt eine Ansammlung von Gefäßflüssigkeit in der Makula. Es kann als Folgeerkrankung eines Diabetes mellitus auftreten. Erhöhte und schwankende Blutzuckerwerte schädigen die feinen Blutgefäße der Netzhaut. Von dieser Erkrankung sind etwa 30 Prozent der Patient:innen mit Diabetes betroffen. Vabysmo wurde entwickelt für die intravitreale Anwendung. Hierbei werden Wirkstoffe direkt in den Glaskörper des Auges injiziert.
Durch den bi-spezifischen Wirkansatz hemmt Vabysmo zeitgleich zwei verschiedene Signalwege, die für multifaktorielle pathologische Prozesse bei Erkrankungen der Augen verantwortlich sind. Die antiinflammatorische und gefäßstabilisierende Wirkung wird verstärkt. Laut Zulassungsstudien konnte über zwei Jahre gezeigt werden, dass Patient:innen, die mit Vabysmo in Abständen von bis zu vier Monaten behandelt wurden, eine Verbesserung der Sehstärke erzielten.
Im Vergleich zu mit Eylea (Aflibercept) behandelten Patient:innen konnten die Behandlungsintervalle damit zeitlich deutlich gestreckt werden. Somit hätte Vabysmo das Potential, die Belastung für Patient:innen deutlich zu senken. Allerdings hat Bayer gerade Daten vorgelegt, nach denen Eylea in einer höheren Dosierung und bei längeren Pausen zwischen den Injektionen ins Auge nicht schlechter abschneidet als bei einer 2-Milligramm-Dosis in kürzeren Intervallen.
APOTHEKE ADHOC Debatte