Leitlinie Hypertonie

USA: Bluthochdruck fängt bei 130 an

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Berlin -

Kardiologen in den USA sind strenger als die europäischen Kollegen. Das American College of Cardiology und die American Heart Association empfehlen, den Schwellenwert für Bluthochdruck herabzusetzen.

In den USA fängt Bluthochdruck bei 130/90 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) an. Als „normal“ gelten Blutdruckwerte von 120/80 mmHg. Von „erhöhten“ Werten sprechen die Amerikaner bereits bei 120 bis 129/80 mmHg – hier beginnt die Prähypertonie. Ärzte empfehlen den Betroffenen nicht-pharmakologische Maßnahmen wie beispielsweise eine Gewichtsreduktion und eine gesunde Ernährung.

Erreichen Patienten Werte von 130/80 mmHg, beginnt das „Hypertonie Stadium 1“. Dieses erstreckt sich von 130 bis 139/80 bis 89 mmHg. Liegt keine manifeste kardiovaskuläre Erkrankung vor, ist eine medikamentöse Therapie noch nicht angezeigt. Mediziner raten zu einem gesunden Lebensstil, Diät und körperlicher Aktivität. Wer jedoch an einer kardiovaskulären Vorerkrankung leidet oder ein erhöhtes Arterioskleroserisiko besitzt, soll auf Arzneimittel eingestellt werden.

Experten warnen jedoch vor einer Senkung der Schwellenwerte. Australische Wissenschaftler der Bond University und der University of Sydney haben diskutiert, ob sich die Gesundheit der Betroffenen verbessert oder diese gar negativ beeinflusst wird. Menschen würden in dreifacher Weise gefährdet: Zum einen würden deutlich mehr Menschen als „krank“ eingestuft, deren Krankheitsrisiko nur als gering einzustufen sei. Die leitende Autorin des Reports Dr. Katy Bell, warnt: Patienten werde ein Stempel aufgedrückt, das Risiko für Angstzustände und Depressionen sei erhöht.

Außerdem seien mehr Menschen von unerwünschten Arzneimittelwirkungen betroffen, wenn sie entsprechende blutdrucksenkende Medikamente einnehmen müssten. Ein weiterer wichtiger Punkt seien Probleme beim Abschluss einer Krankenversicherung: Vor allem in Ländern wie den USA, wo es keine umfassende Krankenversicherung gebe, könnten Patienten aufgrund von bestehenden Vorerkrankungen einen erschwerten Zugang zu einem Versicherungsschutz bekommen.

Die Experten weisen ebenfalls darauf hin, dass 80 Prozent der nach den neuen Grenzwerten diagnostizierten Bluthochdruckpatienten keinerlei Vorteile „hinsichtlich der Reduktion des Risikos einer Herz-Kreislauferkrankung“ haben. Für lediglich 11 Prozent würden geringe Vorteile erwartet und 9 Prozent hätten einen spürbaren Vorteil. Insgesamt würden 31 Millionen Amerikaner und etwa 2,4 Millionen Australier nach der neuen Kategorisierung als Hypertoniker eingestuft.

„Wenn es darum geht, Blutdruckmedikamente einzusetzen, sollte das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen genauestens bestimmt werden. Hierzu können verlässliche Risikokalkulationen angeführt werden und mögliche Vorteile und Risiken müssen mit dem Patienten besprochen werden“, so die Autoren.

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