Nocdurna gegen Nykturie Nadine Tröbitscher, 20.01.2017 14:56 Uhr
Vermehrtes Wasserlassen in der Nacht kann nicht nur den Schlaf kosten, sondern auch die Lebensqualität beeinflussen. Die Nykturie von Erwachsenen kann auf eine Überproduktion von Urin in der Nacht zurückgeführt werden. Nocdurna (Desmopressin; Ferring) ist seit Januar zur Behandlung der nächtlichen Beschwerden auf dem Markt.
Das Medikament hat eine Zulassung zur symptomatischen Behandlung der Nykturie aufgrund von idiopathischer nächtlicher Polyurie bei Erwachsenen. Der Wirkstoff weist eine auf die Schlafdauer zeitlich begrenzte antidiuretische Wirkung auf, die Halbwertszeit beträgt etwa drei Stunden.
Desmopressin ist ein synthetisches Analogon des körpereigenen Peptidhormons Vasopressin. Dieses antidiuretische Hormon fördert die Rückresorption von Wasser durch die Nieren. Desmopressin ahmt die Wirkung des körpereigenen Peptidhormons nach und hemmt so die Wasserausscheidung. Der verschreibungspflichtige Wirkstoff besitzt eine erhöhte Affinität zum V2-Rezeptor, der für die Wasserretention verantwortlich ist. Die Wirkung am V1-Rezeptor, der für eine Gefäßverengung zuständig ist, kann jedoch vernachlässigt werden. Desmopressin hat daher im Gegensatz zu Vasopressin keinen Einfluss auf den Blutdruck.
Sobald der Rezeptor aktiviert wird, werden Aquaporine in die Membranen des Sammelrohres der Niere eingebaut. Diese kleinen Wasserkanäle leiten das zuvor herausgefilterte Wasser wieder zurück in den Blutkreislauf. Urinvolumen und nächtliches Wasserlassen werden reduziert.
Eine Schmelztablette wird einmal täglich eine Stunde vor dem Zubettgehen eingenommen, dazu wird das Lyophilisat unter die Zunge gelegt, wo es sich ohne den Zusatz von Wasser auflöst. Die Dosierung erfolgt geschlechterspezifisch: Frauen nehmen 25 mg und Männer 50 mg des Wirkstoffes ein. Das Medikament ist in den entsprechenden Stärken in den Packungsgrößen 30 und 90 Stück im Handel. Patienten sollten darauf achten, eine Stunde vor und acht Stunden nach der Einnahme des Medikamentes die Flüssigkeitszufuhr auf ein Mindestmaß zu beschränken.
Nykturie ist eine Unterbrechung des Schlafes verursacht durch eine Urinüberproduktion, die Polyurie, der verschiedene Ursachen zugrunde liegen können. Die Harn-Gesamtproduktion innerhalb eines Tages ist jedoch normal. Betroffene müssen mindestens zweimal in der Nacht Wasser lassen, was die Schlafqualität beeinträchtigt. Die Patienten leiden dann am Tag unter Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen und Müdigkeit. Ein Schlafmangel wird auch mit der Entstehung von Depressionen, Diabetes oder Fettleibigkeit in Zusammenhang gebracht. Die Erkrankung tritt vermehrt ab dem 60. Lebensjahr auf.
Desmopressin ist ein seit mehr als 40 Jahren bekannter Wirkstoff, der weitere Indikationen besitzt. Patienten mit zentralem Diabetes insipidus oder nächtlichem Einnässen nutzen den Wirkstoff bereits.