Ubrogepant: FDA genehmigt ersten Vertreter der „Gepante“ APOTHEKE ADHOC, 03.01.2020 13:02 Uhr
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat ein neues Arzneimittel zur Akutbehandlung von Migräne zugelassen: Ubrelvy (Ubrogepant, Allergan) ist das erste Medikament in der Klasse der oralen Antagonisten am Calcitonin-Gene-Related Peptide (CGRP) – häufig auch als „Gepante“ bezeichnet – das für die sofortige Behandlung von Migräne zugelassen ist.
Es gibt etwa 100 Arten von Kopfschmerz: Migräne, Spannungskopfschmerz, Clusterkopfschmerz und arzneimittelinduzierter Kopfschmerz stellen die häufigsten Arten dar. Mehr als 90 Prozent aller Kopfschmerzen lassen sich jedoch auf Migräne- und Spannungskopfschmerz zurückführen. Der chronische Kopfschmerz kann den Alltag unerträglich machen. Für die Behandlung stehen verschreibungspflichtige und -freie Arzneimittel zur Verfügung.
Das kürzlich zugelassene Ubrelvy kann zur Behandlung der Migräne mit und ohne Aura angewendet werden. Für eine vorbeugende Behandlung ist der Wirkstoff jedoch nicht geeignet. „Migräne ist eine häufig behindernde Erkrankung, von der schätzungsweise 37 Millionen Menschen in den USA betroffen sind“, sagte Billy Dunn, Direktor des Amtes für Neurowissenschaften im FDA-Zentrum für Arzneimittelevaluierung und -forschung. „Ubrelvy stellt eine wichtige neue Option für die akute Behandlung von Migräne bei Erwachsenen dar, da es das erste Medikament seiner Klasse ist, das für diese Indikation zugelassen ist.“
Die Wirksamkeit von Ubrelvy wurde in zwei randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studien nachgewiesen. Knapp 1500 Erwachsene mit Migräne in der Vorgeschichte mit und ohne Aura erhielten die zugelassenen Dosen von Ubrelvy zur Behandlung einer anhaltenden Migräne. In beiden Studien konnte Ubrelvy innerhalb von zwei Stunden nach der Behandlung für eine Schmerzfreiheit sorgen, auch Begleitsymptome wie Übelkeit oder Lichtempfindlichkeit wurden gelindert. Die häufigsten Nebenwirkungen, über die Patienten in den klinischen Studien berichteten, waren Übelkeit, Müdigkeit und Mundtrockenheit.
Im Oktober wurden die Wirkstoffklassen der „Ditane“ und der „Gepante“ auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie als Therapieoptionen für Patienten vorgestellt, bei denen die Einnahme von Triptanen kontraindiziert ist. Die neuen Optionen besitzen keine gefäßverengende Wirkung und stellen somit eine wirksame Therapieoption dar. Ein Vertreter der „Ditane“ ist der Wirkstoff Lasmiditan: Die Substanz bindet ebenso wie die Triptane an den 5 HT1F-Rezeptor, hat aber keine vasokonstriktiven Eigenschaften. In zwei großen Phase-III-Studien konnte sich der Wirkstoff schon beweisen: Er war besser wirksam in der Akuttherapie eines Migräneanfalls als Placebo. Jedoch kann es unter der Behandlung zu zentralen Nebenwirkungen wie Benommenheit, Müdigkeit und Schwindel kommen.
Die Pathophysiologie der Migräne ist nicht nur durch eine Erweiterung der Hirnhautgefäße, eine erhöhte Trigenimus-Aktivität und aseptische Entzündungsreaktionen gekennzeichnet. Ebenfalls kommt es zur Freisetzung von Substanz P und dem Calcitonin-Gene-Related Peptide (CGRP): Das Neuropeptid wird zentral freigesetzt und gilt als starker Vasodilataor und Trigger für Entzündungen. Bei einer Migräne ist zu viel CGRP vorhanden. Ein weiterer Ansatz sind daher Antagonisten am CGRP Rezeptor, die sogenannten „Gepante“ zu denen auch das jetzt zugelassene Ubrelvy zählt. Direkte Vergleichsstudien zu Triptanen gibt es bisher keine.
Eine Migräne ist in der Regel gut erkennbar. Der Schmerz ist meist einseitig und kann sich bei körperlicher Aktivität verstärken. Zudem können die Betroffenen licht- und geräuschempfindlich sein. Zu den vegetativen Begleitsymptomen zählen auch Übelkeit und Erbrechen. Ein Migränepatient kennt sich und seine Attacke selbst sehr gut. Zudem können Vorboten eine Attacke ankündigen. Etwa 10 bis 15 Prozent erleben eine Aura. Diese kann sich durch blinkendes Licht, Zick-Zack-Linien oder als Sehverlust bemerkbar machen. Danach folgt die Kopfschmerzphase, die drei bis fünf Stunden oder gar bis zu 70 Stunden andauern kann. Arzneimittel sollten daher je früher desto besser in der Kopfschmerzphase eingesetzt werden. Migräne kann oft durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter Stress, hormonelle Veränderungen, helles oder blinkendes Licht, Mangel an Nahrung oder Schlaf und Ernährung. Migräne tritt dreimal häufiger bei Frauen als bei Männern auf und betrifft weltweit mehr als 10 Prozent der Menschen.