Tuberkulose ist eine der tödlichsten Infektionskrankheiten. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden im Jahr 2022 weltweit etwa 10,6 Millionen Neuinfektionen und 1,3 Millionen Todesfälle registriert. Das Problem: Viele Tuberkulose-Bakterien sind bereits resistent gegen Standardtherapeutika. Ein neuartiges Antibiotikum könnte ein Gamechanger für Millionen Betroffene sein.
Grundsätzlich kann Tuberkulose mit entsprechenden Wirkstoffen therapiert werden. In Drittländern endet die Infektion jedoch häufig tödlich, da eine Behandlung über etliche Monate hinweg erfolgen muss und dafür oft schlicht die finanziellen Mittel fehlen. Auch die teils schweren Nebenwirkungen der antibiotischen Kombinationstherapie spielen eine große Rolle in der Compliance.
Jetzt zeigt ein neuartiges Antibiotikum ein vielversprechendes Potenzial im Kampf gegen Tuberkulose; die Entwicklung von Wirkstoffkandidat BTZ-043 könnte die zukünftige Therapie revolutionieren. Dr. Julia Dreisbach, Scientific Program Manager, und Professor Michael Hoelscher, Direktor des Instituts für Infektions- und Tropenmedizin der LMU, treiben gemeinsam die Entwicklung des Wirkstoffes voran. Dreisbach betont dessen Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf die zunehmende Bedrohung durch antibiotikaresistente Bakterienstämme. „Es besteht ein dringender Bedarf an neuen wirksamen Medikamenten zur Bekämpfung von Tuberkulose.“
BTZ-043 ist in der Lage, ein Enzym, das die Tuberkulose-Bakterien für den Aufbau ihrer Zellwand benötigen, zu hemmen. Infolgedessen lösen diese sich auf und sterben schlussendlich ab. Der Wirkstoff wurde in zwei klinischen Studien getestet, wobei der Fokus darauf lag, die optimale Dosis bei gleichzeitig guter Verträglichkeit zu ermitteln. Fazit: Bereits nach 14 Tagen Monotherapie konnte eine deutliche Reduktion der Bakterienlast festgestellt werden.
„Die Studie belegt, dass BTZ-043 antibakteriell wirksam und gut verträglich ist und auch in Kombination mit anderen Tuberkulose-Medikamenten verabreicht werden kann“, fasst Dr. Norbert Heinrich, Oberarzt und Scientific Lead Tuberculosis, die Ergebnisse zusammen. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich im Fachmagazin „The Lancet Microbe“ veröffentlicht.