Infektionskrankheiten

ß-Lactam-Antibiotika gegen TBC

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Berlin -

Im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen werden nicht dringend nur neue Wirkstoffe gesucht, sondern auch etablierte Substanzen, die bereits für andere Indikationen zugelassen sind. Einem internationalen Team von Wissenschaftlern ist jetzt ein Überraschungserfolg gelungen: ß-Lactam-Antibiotika wirken gegen Tuberkulose.

Lange Zeit glaubte man, dass ß-Lactam-Antibiotika keine Wirksamkeit in der Tuberkulosetherapie haben. Unüberwindbar schien das Problem des Abbaus durch die von Mycobacterium tuberculosis gebildete ß-Lactamase zu sein. Ende der 1990er Jahre hatte Amoxicillin/Clavulansäure in zwei großen Studien in den USA und der Türkei beziehungsweise in Südafrika keinen Effekt bei der Behandlung von Tuberkulosepatienten gezeigt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) listet die Kombination daher als Drittlinientherapie mit unklarer Wirksamkeit.

Ein Team aus Südafrika, Spanien, Mozambique und Deutschland hat diese Ansicht nun widerlegt. Bereits 2009 hatten die Forscher in in-vitro-Versuchen gezeigt, dass Carbapeneme kaum von der mykobakteriellen ß-Lactamase abgebaut werden. In einer prospektiven, randomisierten Studie wurden jetzt die Wirksamkeit in der klinischen Praxis neu untersucht.

Ärzte in Südafrika behandelten 15 Patienten mit einer Lungentuberkulose zwei Wochen lang mit 2 Gramm Meropenem als Bolusinfusion. Zusätzlich zum ß-Lactam-Antibiotikum erhielten die Probanden alle acht Stunden Amoxicillin/Clavulansäure in der Dosierung 500/125 mg. Die Kontrollgruppe erhielt Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol (Rifafour e-275). Nach 14 Tagen erhielten alle Probanden die Standardtherapie.

Unter der Kombinationsbehandlung nahm die Bakterienlast im Sputum der Patienten rasch ab. „Die Behandlung war ebenso effizient wie die mit den gängigen Medikamenten“, erklärt Professor Dr. Christoph Lange, Ärztlicher Leiter der Klinischen Infektiologie Forschungszentrum Borstel und Wissenschaftler im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF).

Mit den Ergebnissen, die im „New England Journal of Medicine“ (NEJM) veröffentlicht wurden, eröffnet sich ein neues Feld in der klinischen Tuberkuloseforschung: Bereits zugelassene Medikamenten könnten auf ihre Wirksamkeit gegen die Tuberkulose getestet werden. Lange dämpft allerdings allzu hohe Erwartungen: „Die Studie war nicht darauf ausgelegt, den langfristigen Effekt von Meropenem/Clavulansäure auf die Heilungschancen der multiresistenten Tuberkulose zu untersuchen.“

Die Anzahl von Patienten, die weltweit mit einer multiresistenten und damit schwer behandelbaren Tuberkulose (MDR-TB) identifiziert wurden, ist von 47.000 im Jahr 2009 auf 123.000 im Jahr 2015 dramatisch gestiegen. Neue Medikamente werden dringend benötigt. Ihre Entwicklung ist jedoch mit sehr hohen Kosten und wirtschaftlichen Risiken für die Pharmafirmen verbunden und dauert mindestens zehn Jahre.

Hinzu kommt das Problem der Resistenzbildung: Nicht einmal zwei Jahre nach Einführung der letzten beiden neuen Wirkstoffe Bedaquilin und Delamanid gegen multiresistente Tuberkulose wurde der erste Bakterienstamm mit Resistenzen gegen diese Antibiotika identifiziert.

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