Die Heuschnupfensaison hat für viele Allergiker bereits vor einigen Wochen begonnen. Doch bei der sonst so selbstverständlichen Medikation haben viele Patienten nun Zweifel – unter anderem, wenn es um die Anwendung von kortisonhaltigen Präparaten geht. Denn einige Berichte verweisen auf ein erhöhtes Infektionsrisiko mit Sars-CoV-2. Die Fachverbände warnen jedoch vor eigenmächtigem Absetzen.
Laufende Nase, ständiges Niesen und quälender Juckreiz: Viele Allergiker sind zur Behandlung ihrer Symptome auf kortisonhaltige Medikamente angewiesen. Vor allem lokal wirksame Nasensprays mit Glukokortikosteroiden kommen dabei häufig zum Einsatz. Doch nicht nur Allergiker sind auf die Sprays angewiesen, auch Patienten mit chronischer Rhinitis wenden sie häufig an.
In Bezug auf einige Wirkstoffe herrscht derzeit in der Bevölkerung jedoch große Verunsicherung: Denn neue Daten sollen darauf hindeuten, dass Kortisonpräparate das Risiko an Covid-19 zu erkranken erhöhen oder es zu schwereren Verläufen kommen kann. Um Missverständnisse und Falschinformationen aus dem Weg zu räumen, haben sich nun die Fachverbände der Allergologen und HNO-Ärzte mit der Thematik befasst und eine Stellungnahme veröffentlicht.
Demnach existierten keine Hinweise, dass eine Anwendung von nasalen Glukokortikosteroiden – in den zugelassenen Dosierungen und Indikationen – ein erhöhtes Risiko für eine Sars-CoV-2-Infektion hervorrufen oder einen schwereren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung auslösen. Die Experten raten dringend dazu, die Medikation fortzuführen: „Erwachsene und Kinder mit allergischer Rhinitis oder chronischer Rhinosinusitis sollten ihre verordneten nasalen Glukokortikosteroiden konsequent und regelmäßig in der individuell verordneten Dosis einnehmen und nicht ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt ändern oder gar beenden − dies gilt auch für Kombinations-Nasensprays aus Glukokortikosteroiden und Antihistaminika“, heißt es in der Stellungnahme.
Denn bei einem abrupten Absetzen kann es zu einer massiven Verschlechterung der Symptome kommen, diese könnten jedoch vor allem in Zeiten der Pandemie besondere Konsequenzen nach sich ziehen: „Eine Verschlechterung kann durch vermehrten Niesreiz bei Covid-19-Erkrankten eine Tröpfcheninfektion anderer Personen fördern.“ Zudem könne eine Anwendung von systemischen Kortisonpräparaten notwendig werden. Diese könne sich – im Vergleich zu den nasal angewendeten Präparaten – tatsächlich negativ auf die Immunabwehr auswirken. Daher sollten Wirkstoffe aus dieser Gruppe derzeit nur zurückhaltend und nur bei fehlender therapeutischer Alternative eingesetzt werden, beispielsweise bei Patienten mit chronischer Rhinosinusitis, bei denen eine Operation nicht möglich ist, oder die auf das Biologikum Dupilumab nicht ausreichend ansprechen.
Bei einem selbstständigen Absetzen könnte eine solche Verschlechterung bei gleichzeitig bestehendem Asthma zudem eine Exazerbation auslösen. Diese gelten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge als Risikofaktor für schwere Covid-19-Verläufe. Der beste Schutz vor durch Viren ausgelösten Exazerbationen sei nach gegenwärtigem Stand des medizinischen Wissens eine gute antientzündliche Kontrolle der oberen und unteren Atemwege durch topische Steroide.
Gleiches gilt übrigens für inhalatives Kortison: Bei Kindern und Erwachsenen mit Asthma sollte eine adäquate und individuell eingestellte antiasthmatische Inhalations-Therapie nicht aus Angst vor einer Covid-19-Infektion nicht geändert oder gar beendet werden. Denn auch hier besteht die Gefahr einer Verschlechterung der Asthma-Kontrolle: Dadurch entstehende – eigentlich unnötige – Arztbesuche oder Krankenhausaufenthalte seien für den Asthma-Patienten wesentlich bedrohlicher als ein mögliches, gleichwohl unbelegtes Risiko einer Förderung der Ansteckung mit Sars-CoV-2.
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