Tripper bei Frauen häufig unerkannt dpa, 12.04.2012 09:11 Uhr
Tripper ist eine der weltweit häufigsten Geschlechtskrankheiten. Vor allem bei Frauen kann die Infektion unerkannt verlaufen und zu Unfruchtbarkeit führen. Die Bakterien können neben den Schleimhäuten von Harnröhre und Gebärmutterhals auch Enddarm oder Rachen besiedeln und durch entsprechende Sexualpraktiken übertragen werden.
Laut Professor Dr. Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen Gesellschaft zur Förderung der sexuellen Gesundheit, leidet höchstens ein Viertel der infizierten Frauen an typischen Beschwerden. „Deshalb können die Erreger sich weiter ausbreiten und beispielsweise zu Verklebungen der Eileiter mit nachfolgender Unfruchtbarkeit der Frau führen.“ Ist eine Schwangere unbemerkt infiziert, kann sich das Kind bei der Geburt anstecken. Das kann eine Bindehautentzündung hervorrufen, im extremen Fall droht eine Erblindung des Babys.
Sind Hals und Rachenraum befallen, könnten sich andere Menschen zum Beispiel beim Küssen anstecken: „In den vergangenen Jahrzehnten hat der Oralverkehr deutlich zugenommen, das heißt, die Sexualgewohnheiten haben sich geändert und damit die Körperregionen der Erstinfektion“, sagt Brockmeyer.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt weltweit 60 Millionen Tripper-Infektionen pro Jahr, genaue Zahlen gibt es jedoch nicht. Letzteres trifft auch für Deutschland zu: Die Meldepflicht wurde 2001 abgeschafft, von den sexuell übertragbaren Krankheiten müssen nur noch HIV/Aids und Syphilis gemeldet werden.
Brockmeyer fordert daher, die Prävention zu verstärken und die anonyme Meldung wieder einzuführen – zumal mit einer Zunahme der Erkrankungen gerechnet wird. Er geht von 35 000 Infektionen pro Jahr in Deutschland aus. Zur Behandlung des Trippers werden kurzzeitig Antibiotika eingesetzt. Diese können je nach Präparat über den Mund eingenommen oder in die Muskeln gespritzt werden. „Die Behandlung der Gonorrhö wird zunehmend schwierig, weil immer häufiger Antibiotikumresistenzen auftreten“, warnt Brockmeyer.
Multiresistente Keime seien in Japan, Thailand, Großbritannien oder Schweden bekannt geworden. Im vergangenen Jahr habe sich zudem ein Österreicher in Deutschland mit multiresistenten Gonokokken infiziert.