Psychosomatik

Traumatisierte Kinder werden häufig zu kranken Erwachsenen

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Berlin -

Wer im Kindesalter traumatische Erfahrung macht, ist als Erwachsener anfälliger für bestimmte Krankheiten. Das gab kürzlich Professor Dr. Christine Heim auf einer Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) bekannt.

Kindliche Traumatisierung beeinflusst nicht nur die physische und mentale Entwicklung, sondern wirkt sich offenbar auch negativ auf den Gesundheitszustand als Erwachsener aus. Frühe Stresssituationen können laut Heim negative Effekte auf das Gehirn, den Stoffwechsel und das Immunsystem haben. Kinder, die traumatische Erlebnisse gemacht haben, haben später ein erhöhtes Risiko für psychische Krankheiten, aber auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gastrointestinale Störungen, Diabetes und Krebs.

Auch Stresssituationen in der Schwangerschaft wirken sich der Expertin zufolge langfristig negativ auf die Entwicklung des Kindes aus: Folgen könnten beispielsweise Beeinträchtigungen in metabolischen, endokrinen, immunologischen und kognitiven Funktionen und Abweichungen in der Gehirnentwicklung sein.

Wie traumatisierende Erlebnisse in der Kindheit die Gehirnentwicklung verändern, zeigte die Forschergruppe um Heim an der Berliner Charité mittels bildgebender Verfahren: „Gerade die Gehirnareale, die für die Stressregulation zuständig sind, sind bei den Probanden verkleinert.“ Traumatische Erfahrungen im Kindesalter hinterließen neurobiologische Spuren, die die Betroffenen ihr ganzes Leben lang anfällig für Erkrankungen machen könnten. Dieser Effekt könne sogar an die nächste Generation weitergegeben werden.

Aus weiteren Studien sei zudem bekannt, dass Erwachsene, die in der Kindheit misshandelt wurden, chronisch erhöhte Entzündungswerte aufwiesen. „Das Immunsystem ist quasi dauerhaft im Einsatz, und damit schreitet auch die Zellalterung schneller voran“, erklärt Heim. Bei Erwachsenen, die in der Kindheit traumatische Erfahrungen gemacht haben, scheint die Stresstoleranz herabgesetzt zu sein. „Diese Menschen reagieren sensibler auf Stress, weil ihr Stressreaktionssystem möglicherweise sensibilisiert ist“, so Heim.

Die Professorin ist überzeugt: „Durch neue Diagnostik- und Therapieansätze kann dieser Kreislauf durchbrochen werden.“ Durch die Entschlüsselung der neurobiologischen Prozesse könnten Medikamente entwickelt werden, die in Kombination mit Psychotherapie gezielt ansetzen.

Auch sei die Anwendung der Hirnstimulation denkbar, um die schädlichen Veränderungen in den betroffenen Hirnstrukturen umzukehren. „Prävention und Intervention müssen frühestmöglich greifen, um die lebenslangen Auswirkungen für die Betroffenen minimieren zu können“, so ihr Resümee.

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