Opioid-Analgetika

Tramadol: Erhöhtes Risiko für Hüftfrakturen

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Berlin -

Ein geeignetes Schmerzmittel wird meist mit Hinblick auf die sonstige Dauermedikation und vorliegende Begleiterkrankungen ausgewählt. Häufig kommt vor allem bei älteren Patienten der Wirkstoff Tramadol zum Einsatz. Eine Studie ermittelte nun jedoch ein erhöhtes Risiko für Hüftfrakturen unter der Therapie mit dem Wirkstoff.

Vor allem bei älteren Patienten ist der Wirkstoff beliebt, da er – anders als nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) – ein sehr geringes Risiko für gastrointestinale Blutungen mit sich bringt. Ibuprofen & Co. hingegen können bei längerfristiger Einnahme den Magen belasten und sogar schädigen: Schleimhautentzündungen und gastrointestinale Geschwüre können die Folge sein. Im schlimmsten Fall drohen Blutungen. Auch die Dosierung in Tropfenform und das geringe Abhängigkeitsrisiko machen den Wirkstoff zu einem beliebten Schmerzmittel.

Mehr Frakturen unter Einnahme von Tramadol

Doch auch die Einnahme von Tramadol ist mit Risiken verbunden: Denn unter der Einnahme kann es zu neurologischen Beschwerden wie Schwindel oder Benommenheit kommen. Dadurch wird die Sturzhäufigkeit erhöht, in der Folge steigt das Frakturrisiko. Diesem Risiko haben sich Forscher der Harvard Medical School in Boston und chinesische Ärzte der Central South University in Changsha angenommen: In einer Kohortenstudie ermittelten sie bei Patienten ab 50 Jahren die Häufigkeit von Hüftfrakturen in Bezug auf die eingenommenen Analgetika.

Mithilfe der britischen Datenbank „The Health Improvement Network“ werteten sie die Daten aus den Jahren 2000 bis 2017 von Personen aus, die an nicht-krebsbedingten Schmerzen litten. Weiteres Kriterium war, dass vor der Analgetika-Therapie noch keine Hüftfraktur, Krebserkrankung oder Opioid-Missbrauch vorlag. Tramadol wurde dabei mit Ibuprofen, Naproxen, Celecoxib, Etoricoxib und Codein verglichen.

Die Forscher betrachteten die Zahlen nach einem Jahr Analgetika-Einnahme: Die meisten Frakturen ermittelten sie in der Tramadol-Gruppe mit 518 Hüftfrakturen und in der Codein-Gruppe mit 401. Umgerechnet auf 1000 Personenjahre ergab das 3,7 Hüftfrakturen in der Tramadol- und 2,9 Hüftfrakturen in der Codein-Gruppe. Weitere Berechnungen ergaben damit ein um 28 Prozent erhöhtes Frakturrisiko für Tramadol. Die Frakturrate der anderen Substanzen war geringer: Unter Naproxen lag sie bei 1,7 Hüftfrakturen, bei Ibuprofen waren es 2,0, bei Celecoxib 1,8 und bei Etoricoxib 1,5 – jeweils bezogen auf 1000 Personenjahre. Die Autoren empfehlen daher, bei älteren Schmerzpatienten nach Möglichkeit andere Analgetika zu verwenden.

Meldungen über Hypoglykämien

Bereits im vergangenen Jahr hatte es in Bezug auf Tramadol neue Erkenntnisse gegeben: Forscher aus Kalifornien analysierten die Datenbank der US-Arzneimittelbehörde FDA zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW). Die Ergebnisse gaben Hinweise darauf, dass es unter der Therapie mit Tramadol zu schweren Hypoglykämien kommen kann: Von Anfang 2004 bis August 2012 sind insgesamt 12 Millionen UAW-Meldungen in das System eingegangen, darunter waren 6355 Fälle, die mit Tramadol in Verbindung standen. In 1,13 Prozent dieser Fälle war es zu einer Hypoglykämie gekommen. Diese war definiert als ein Abfall des Blutzuckers auf unter 70 mg/dl. Bei anderen Opioiden wurde diese Nebenwirkung deutlich seltener gemeldet.

Wirkstoff Tramadol

Tramadol wird zur Behandlung mäßig starker bis starker Schmerzen eingesetzt. Der Wirkstoff zählt zur Gruppe der Opioide. Das Schmerzmittel ist in verschiedenen Applikationsformen auf dem Markt: Tabletten, Kapseln, Tropfen und verschiedene Arzneiformen mit verzögerter Wirkstoff-Freisetzung sind erhältlich. Die Tropfen sollten nur kurzfristig eingenommen werden, bei einer längerfristigen Einnahme sollte auf retardierte Arzneiformen umgestellt werden, da es sonst verstärkt zu Nebenwirkungen während der Einnahme oder Entzugssymptomen beim Absetzen kommen kann.

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