Für die Behandlung der atopischen Dermatitis stehen je nach Schweregrad verschiedene Therapieformen zur Verfügung. Bei stark ausgeprägten und persistierenden Formen können unter anderem monoklonale Antikörper zum Einsatz kommen. Leo Pharma konnte nun mit dem Kandidaten Tralokinumab in einer Phase-III-Studie gute Ergebnisse erzielen. Noch in diesem Jahr sollen die Zulassungsanträge eingereicht werden.
Die atopische Dermatitis (AD) ist eine chronisch entzündliche Hauterkrankung, die durch wiederkehrende Schübe mit starkem Juckreiz gekennzeichnet ist. Bis zu einem Fünftel der Bevölkerung in westlichen Industrieländern ist betroffen: Bei Kindern sind das rund 10 bis 20 Prozent, bei den Erwachsenen immerhin noch 2,1 bis 4,9 Prozent. Die Prävalenz hat sich in den letzten 30 Jahren mehr als verdoppelt. Patienten leiden hauptsächlich aufgrund von Juckreiz, dadurch bedingten Schlafstörungen und sozialer Stigmatisierung wegen der entzündeten Hautstellen.
Die Patienten werden im Rahmen einer Stufentherapie behandelt. Der europäischen Leitlinie Neurodermitis liegen vier Stufen und die entsprechenden Therapien zu Grunde: Trockene Haut (Stufe 1) wird leitlinienkonform mit einer Basispflege sowie Vermeidung/Reduktion von Provokationsfaktoren therapiert. Wer unter leichten Ekzemen (Stufe 2) leidet, soll zusätzlich zur Basistherapie mit antiseptischen Wirkstoffen, topischen Glucorticoiden der Klasse 1 und 2 und/oder Calcineurinhemmern behandelt werden. Moderate Ekzeme (Stufe 3) können zur Basistherapie mit topischen Cortcoiden der Klasse 2 und 3 und/oder Calcineurinhemmern therapiert werden. Bei persistierenden und schwer ausgeprägten Ekzemen kann eine systemische Therapie mit Cyclosporin oder einem monoklonalen Antikörper unerlässlich sein. „In seiner mittelschweren bis schweren Form kann AD bei Patienten zu unerträglichen wiederkehrenden Symptomen führen“, so Dr. Kim Kjoeller von Leo Pharma. Um die unterschiedlichen Anzeichen und Symptome zu bekämpfen, seien daher zusätzliche Behandlungsoptionen erforderlich.
Schon bald könnte ein neuer Antikörper auf den Markt kommen: Tralokinumab konnte sowohl als Monotherapie wie auch in Kombination mit topischen Kortikosteroiden bei Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis gute Wirkungen erzielen. Es handelt sich bei dem Wirkstoff um einen vollständig humanen monoklonalen Immunglobulin- G4-Antikörper, der spezifisch an das Interleukien-13-Zytokin (IL-13) bindet: Dadurch werden die Wechselwirkung mit dem Rezeptor und die anschließende nachgeschaltete IL-13-Signalübertragung verhindert. Die Typ-3-Zytokine spielen eine wesentliche Rolle bei der Entstehung der Neurodermitis. Bisher befindet sich Tralokinumab noch in der klinischen Entwicklung.
In den Studien „Ecztra 1“ und „Ecztra 2“ konnte der Wirkstoff überzeugen. Es handelt sich bei beiden Studien um randomisierte, doppelblinde, plazebokontrollierte, multinationale Studien über 52 Wochen, an denen jeweils rund 800 erwachsene Patienten teilnahmen. Es wurde sowohl die Wirksamkeit wie auch die Sicherheit von Tralokinumab als Monotherapie bei erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer AD bewertet, die für eine systemische Therapie infrage kamen. Zusätzlich wurden mit der Studie „Ecztra 3“ über 32 Wochen an knapp 400 erwachsenen Patienten die Wirksamkeit und Sicherheit von Tralokinumab in Kombination mit topischen Kortikosteroiden (TCS) bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer AD erforscht.
In allen Studien lag der primäre Endpunkt bei einem IGA-Score von 0 oder 1 in Woche 16 und einer Veränderung im Index für Ekzemfläche und Schweregrad (EASI) von mindestens 75 Prozent gegenüber dem Ausgangswert in Woche 16. „Wir sind von diesen Studienergebnissen ermutigt, die zeigen, dass Tralokinumab eine wirksame und gut verträgliche Langzeitbehandlung für Patienten mit dieser schwächenden chronischen Hautkrankheit sein könnte“ sagte Kjoeller. Während der Studien war die Rate der unter Tralokinumab aufgetretenen unerwünschten Ereignisse mit der unter Placebo insgesamt vergleichbar. Der Hersteller plant, noch in diesem Jahr die Zulassungsanträge bei den Aufsichtsbehörden einzureichen und detaillierte Ergebnisse der Studien zu veröffentlichen.
Seit 2017 hat die Sanofi-Tochter Genzyme bereits einen Antikörper in der Neurodermitis-Behandlung auf dem Markt: Dupixent (Dupilumab) ist ein humaner monoklonaler Antikörper mit entzündungshemmenden und selektiv immunsuppressiven Eigenschaften. Der Arzneistoff soll die überaktive Signalübertragung der Interleukine IL-4 und IL-13 spezifisch hemmen, indem er an die Alpha-Untereinheiten der Rezeptoren bindet. Dupixent ist als Injektionslösung in einer Fertigspritze zu 300 mg für die Behandlung von Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis, die für eine systemische Therapie in Frage kommen, auf dem Markt. Zu Beginn der Behandlung erhalten die Patienten eine Anfangsdosis von 600 mg – verteilt auf zwei Injektionen zu je 300 mg, gefolgt von 300 mg alle zwei Wochen.
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