Weltweit findet jährlich am 13. September der Welt-Sepsis-Tag statt. Noch immer werden die Symptome der Blutvergiftung häufig falsch gedeutet und die Lebensbedrohlichkeit unterschätzt. Der Tag wird daher genutzt um auf die Missstände im Bereich Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation aufmerksam zu machen. Auch in Bezug auf die Corona-Pandemie ist die Sepsis vermehrt in den Fokus gerückt.
Weltweit stirbt etwa alle vier Sekunden ein Mensch an einer Sepsis. In Deutschland stellt sie die dritthäufigste Todesursache dar, gleich hinter Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Grund für die hohe Sterblichkeit der Patienten ist, dass die Erkrankung meist nicht rechtzeitig erkannt und somit zu spät behandelt wird: Innerhalb weniger Stunden kann sich der Allgemeinzustand drastisch verschlechtern, ohne entsprechende Therapie sinken die Überlebenschancen mit jeder Stunde um fünf Prozent. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält von den rund 75.000 jährlichen Todesfällen durch Sepsis etwa 15.000 bis 20.000 Fälle als vermeidbar.
Die Misstände rund um das Thema sind in diesem Jahr besonders präsent: Denn immer mehr wissenschaftliche Daten zeigen, dass auch Infektionen mit Sars-CoV-2 eine Sepsis verursachen können, wie die Sepsis-Stiftung berichtet. In einer chinesischen Studie entwickelten 59 Prozent der Patienten, die einen schweren Erkrankungsverlauf zeigten eine Sepsis, 20 Prozent entwickelten einen septischen Schock. Bei den verstorbenen Patienten lag in allen Fällen eine Sepsis vor, in 70 Prozent ein septischer Schock. Beide Folgen seien als Komplikation bei schweren Covid-19-Fällen daher äußerst präsent. Ein frühes Erkennen und Behandeln einer Sepsis sei daher auch bei der Covid-19-Behandlung enorm wichtig.
Eine Sepsis entsteht, wenn sich eine lokale Entzündung ausbreitet und die Erreger ins Blut gelangen. Die Symptome können zunächst sehr unspezifisch sein: Oft gilt der „rote Streifen“ als Warnsignal – dieser weist allerdings fälschlicherweise auf eine Entzündung der Lymphbahnen hin, aus der sich jedoch eine Blutvergiftung entwickeln kann. Typische Symptome einer Sepsis sind eine flache, schnelle Atmung bis hin zur Kurzatmigkeit, erhöhter Puls sowie Fieber oder Schüttelfrost mit feuchter Haut und vermehrtem Schwitzen.
Ursache kann manchmal eine scheinbar harmlose Schnittverletzung oder ein Insektenstich sein. Aber auch ernsthafte Erkrankungen wie eine Lungenentzündung kommen als Auslöser in Frage. Meist wird sie von Bakterien verursacht, manchmal sind aber auch Viren oder Pilze Schuld. Ist das Immunsystem des Betroffenen geschwächt, können die Erreger in die Blutbahn eindringen und sich im Körper ausbreiten – die Infektion gerät außer Kontrolle. Der Körper ist nicht mehr in der Lage, den Erreger selbst zu bekämpfen.
Im Verlauf der Sepsis bricht letztlich das gesamte Immunsystem zusammen. Es kommt zum septischen Schock mit starkem Blutdruckabfall. Dieser ist immer ein akuter Notfall und muss intensivmedizinisch behandelt werden. Die körpereigenen Abwehrmechanismen schädigen die eigenen Gewebe und Organe: Es kommt zu einem Multiorganversagen. Herz, Lunge, Leber und Nieren können nacheinander oder gleichzeitig versagen. In fast 50 Prozent der Fälle führt die Sepsis zum Tod. Überlebende haben häufig mit massiven Folgeschäden zu tun: Kognitive Einschränkungen, Depressionen, Posttraumatische Belastungsstörungen, chronische Schmerzen und neuromuskuläre Schäden führen zu schweren Beeinträchtigungen im Alltag und machen häufig eine lebenslange, interdisziplinäre Therapie notwendig.
Ein wichtiger Aspekt der Prävention sind Schutzimpfungen: Denn manchmal lösen beispielsweise auch Meningokokken die Erkrankung aus. Sie werden durch Tröpfcheninfektion beim Husten, Niesen oder Sprechen übertragen. Erkrankungen mit Meningokokken sind zwar selten, aber gefährlich. Denn im Laufe einer Meningokokken-Sepsis kann es schließlich neben den genannten Symptomen zu Hauteinblutungen, Blutdruckabfall und schließlich auch Organversagen kommen. Durch Gewebezerstörung können Vernarbungen auftreten, manchmal sind sogar Amputationen notwendig. Ein rechtzeitiger Schutz durch eine Impfung kann daher Leben retten.
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