Thomapyrin, Deutschlands meistverkauftes Kopfschmerzmittel, wird 70 Jahre alt. Entwickelt wurde der Klassiker 1946 als erstes rezeptfreies Arzneimittel von der Boehringer-Tochter Thomae. Von Anfang an waren zwei Schmerzmittel und ein Wirkverstärker enthalten. Seit 1971 ist die Kombination aus ASS, Paracetamol und Koffein am Markt. Diese Mischung machte Thomapyrin 1979 zum Marktführer. Ein Blick auf die Geschichte.
Einen besseren Zeitpunkt hätte es für die Einführung von Thomapyrin nicht geben können. In den 1940er Jahren herrschte bei der Bevölkerung eine große Nachfrage nach einem effektiven Analgetikum und insbesondere nach rezeptfreien Arzneimitteln gegen sogenannte „Alltagsbeschwerden“. Thomapyrin füllte diese Lücke und legte den Grundstein für seinen Erfolg.
1946 wurde das Kopfschmerzmittel von der Boehringer-Tochter Thomae im oberschwäbischen Biberach an der Riß entwickelt. Die Rezeptur aus zwei Schmerzmitteln und einem Wirkverstärker wurde umfangreich beworben. Unmittelbar nach der Einführung des Präparats schaltete das Unternehmen Anzeigen in Ärztezeitschriften.
1955 schickte Thomae den ersten OTC-Außendienst überhaupt in die Apotheken, um sein erstes Handverkaufspräparat zu bewerben. Mit dem ersten Werbeslogan „Schmerz verdunkelt diese Welt, Thomapyrin sie wieder erhellt“, wurde ebenfalls in den 1950er Jahren Werbung beim Endverbraucher gemacht. Genutzt wurde auch die im Wirtschaftswunder wiederentdeckte Lust zum Feiern in der fünften Jahreszeit: „Thomapyrin schützt vor Kater“, lautete ein Claim, der auch für eine spezielle Kater-Dekoration genutzt wurde.
Anfang der 1970er Jahre wurde die Rezeptur verändert. Die Dreierkombination aus ASS, Paracetamol und Koffein kam 1971 auf den Markt. Kurze Zeit später gelang Thomapyrin der Durchbruch: 1979 wurde es zum meistverkauften Schmerzmittel Deutschlands.
Die blau-weiße Verpackung wurde beibehalten, doch 1980 neu gestaltet. Außerdem wurden die Tabletten in Blister eingepackt und nicht mehr, wie vorher, in Glasröhrchen. Unverändert bleib die längliche Packungsform. 1994 brachte Boehringer die Marke erstmals ins Fernsehen: TV-Kommissarin Hannelore Elsner warb für das Produkt.
Seit 2004 ist mit Thomapyrin Intensiv auch eine Variante mit 50 mg mehr Paracetamol im Handel. Die höhere Dosis soll vorrangig bei Migräne und Spannungskopfschmerzen helfen. Drei Jahre später startete die „Köpfe-Kampagne“ von Thomapyrin. Der Werbeslogan „Es gibt 37 Arten von Kopfschmerzen, die Sie selbst behandeln können“, wird bis heute in Fernsehen, Zeitschriften und im Internet beworben.
Seit 2011 hat Thomapyrin eine neue Verpackung. Die quadratische Form wurde gegen eine längliche ausgetauscht. Auf der Verpackung wird seitdem auch die Wirkstoffkombination aus ASS, Paracetamol und Koffein kommuniziert. 2016 feiert Thomapyrin sein 70-jähriges Bestehen.
Mit knapp 12 Millionen Einheiten liegt der Klassiker unter allen Analgetika/Antipyretika auf Rang 2 hinter Paracetamol von Ratiopharm. Beim Umsatz hat Thomapyrin mit mehr als 60 Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP) sogar die Nase vorn – dahinter folgen Aspirin plus C, Dolormin und Paracetamol Ratiopharm. Der Versandanteil von 17 Prozent liegt bei Thomapyrin über dem Durchschnitt von 11,3 Prozent.
Insgesamt kommt die OTC-Sparte von Boehringer auf Umsätze von 320 Millionen Euro auf AVP-Basis. Weitere wichtige Marken sind Buscopan, Dulcolax, Mucosolvan, Antistax, Bisolvon, BoxaGrippal, Effortil, Finalgon, Frubiase, Laxoberal, Mucoangin, Pharmaton, Rhinospray, Sedotussin, Silomat und Vaprino. Demnächst will der Konzern die Sparte gegen das Veterinärgeschäft von Sanofi eintauschen.
APOTHEKE ADHOC Debatte