Erfolgreiche Remyeliniserung

Theophyllin bei Multipler Sklerose?

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Berlin -

Eigentlich wird der Wirkstoff Theophyllin zur Behandlung von Atemwegserkrankungen eingesetzt. Nun fanden Forscher jedoch Hinweise auf einen möglichen Therapieansatz bei Multipler Sklerose (MS).

Die genauen Wirkmechanismen von Theophyllin sind bisher nicht geklärt. Die Substanz wird bei chronischem Asthma und der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) eingesetzt. Dabei führt sie unter anderem zu einer Relaxation der Bronchialmuskulatur und einer Hemmung der Freisetzung von Mediatoren aus Entzündungszellen.

Remyelinisierung im Fokus

Forscher derJohannes-Gutenberg-Universität Mainz sehen den Einsatz des Wirkstoffs nun auch im neurologischen Bereich: Kommt es im Gehirn zu Schäden an Axonen und deren Myelinhüllen, führen diese meist zu einer dauerhaften Störung, da sie nur schwer zu reparieren sind. Die Signalleitung wird durch die Schädigung gestört, in der Folge kommt es zu den typischen Beschwerden der MS. Untersuchungen zufolge könnte Theophyllin ein Enzym aktivieren, das den Wiederaufbau von Myelinscheiden ermöglicht.

Im Zuge der Untersuchungen hat das Team an Mäusen die Remyelinisierung sowohl im zentralen Nervensystem wie auch in der Peripherie untersucht. „Damit wir den Wiederaufbau von Myelin unterstützen können, müssen wir den Prozess verstehen, der den Mechanismus steuert“, erklärt Studienleiterin Claire Jacob. „Wir wollten zunächst den Prozess verstehen, der die Myelinisierung verhindert. Im zweiten Schritt ging es uns dann darum, wie man dieser Verhinderung oder Blockade begegnen kann.

Eine Schlüsselrolle spiele das Protein „eEF1A1“: Dieses werde durch Acetylierung aktiviert, wodurch es wiederum zu einer Unterbindung der Remyelinisierung kommt. Wird das Protein deaktiviert, kann ein Aufbau der Myelinschicht stattfinden. Für die Deaktivierung von eEF1A1 ist ein Enzym namens Histon-Deacetylase (HDAC2) notwendig. Dieses wird durch den Wirkstoff Theophyllin aktiviert und in seiner Menge erhöht.

Theophyllingabe verbessert neuronale Schäden

Durch die Gabe des Wirkstoffs konnten sich sichtliche Verbesserungen zeigen, im peripheren Nervensystem erholten sich die Myelinscheiden sogar vollständig. „Dieser Studie zufolge erscheint Theophyllin als ein sehr vielversprechendes Präparat, um es in künftigen translationalen Studien zu testen, damit die Remyeliniserung nach einer traumatischen Verletzung oder im Zusammenhang mit Demyelinisierungs­erkrankungen beschleunigt und gefördert wird“, erläutert das Team.

Allein in Deutschland leben eine Viertelmillion Menschen mit der aktuell noch unheilbaren Krankheit. Europaweit sind es 700.000. Die Multiple Sklerose ist nach der Epilepsie die zweithäufigste neurologische Erkrankung junger Erwachsener. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 30 Jahren. Frauen erkranken fast doppelt so häufig wie Männer. Die entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems ist aktuell nicht heilbar. Spezielle Medikamente – darunter viele monoklonale Antikörper, Ester der Fumarsäure und Zytostatika – können das Voranschreiten nur verlangsamen.

 

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