Das am häufigsten gegen chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) verschriebene Medikament Spiriva (Tiotropiumbromid) vom Hersteller Boehringer Ingelheim bekommt Konkurrenz: Teva hat mit Braltus ein Generikum auf den Markt gebracht. Der israelische Generikakonzern ist bislang der einzige Anbieter, der den patentfreien Wirkstoff dank innovativer Applikationstechnologie anbieten kann.
Das Generikum ist seit August auf dem Markt und hat enormes Umsatzpotenzial. Spiriva wurde laut Arzneiverordnungsreport 2014 rund 2,1 Millionen Mal auf Kassenrezept verordnet (Rang 42) und verursachte Nettokosten von 274 Millionen Euro (Rang 6). 2002 zugelassen, ist der Wirkstoff patentfrei.
Allerdings verhindert die Applikationsart bislang generische Konkurrenz: Spiriva kommt als Kapsel, deren Inhalt mittels Pulverinhalator (Handihaler) eingeatmet wird. Alternativ gibt es eine Variante, bei der der Wirkstoff gelöst ist und fein vernebelt wird (Respimat).
Teva verfolgt seit einigen Jahren die Strategie, sich bei generischen Wirkstoffen mit innovativen Darreichungsformen von der Konkurrenz abzusetzen. Verantwortlich für die Atemwegstherapeutika des Konzerns ist der ehemalige Deutschlandchef Dr. Sven Dethlefs. Den Anfang machte vor zwei Jahren das Generikum zu Symbicort (Budesonid/Formoterol): DuoResp und BiResp kommen im patentgeschützten Spiromax-Inhalationssystem daher.
„Bekanntes Tiotropium in neuem Device“, heißt es nun von Teva. Der Inhalator mit dem Namen „Zonda“ wird wie das Original mit Kapseln befüllt; auch in die Formulierung des Trockenpulvers hat Teva eigene Entwicklungsarbeit investiert. Der Konzern hatte das dezentrale Zulassungsverfahren absolviert.
Tiotropium ist ein inhalativer, langwirksamer anticholinerger Bronchodilatator, der die verengten Atemwege für mindestens 24 Stunden erweitert. Braltus gibt es in drei Verpackungsgrößen mit 30, 60 und 90 Hartkapseln; zusätzlich gibt es eine Klinikpackung mit 15 Stück. Der Preis beispielsweise für 30 Hartkapseln und einem Inhalator beträgt laut Apothekenverkaufspreis (AVP) 57,52 Euro, für 90 Hartkapseln und drei Inhalatoren 108,59 Euro. Damit ist das Generikum mehr als 15 Prozent günstiger als das Original und liegt damit auf dem Niveau der Reimporte.
Nach Angaben der Deutschen Atemwegsliga haben allein in Deutschland bis zu fünf Millionen Menschen COPD. Weltweit sind laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa 64 Millionen Menschen betroffen. Die WHO schätzt, dass COPD bis 2030 weltweit zu den dritthäufigsten Todesursachen zählen wird.
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