Geschlechtshormone

Testosteron gegen Entzündungen APOTHEKE ADHOC, 28.07.2011 18:34 Uhr

Berlin - 

Testosteron sorgt nicht nur dafür, dass Männer muskulöser als Frauen sind, eine tiefere Stimme und stärkere Körperbehaarung haben - sondern schützt das starke Geschlecht möglicherweise auch vor entzündlichen und allergischen Erkrankungen. Wissenschaftler vom Pharmazeutischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben herausgefunden, dass das männliche Geschlechtshormon Vorstufen der Leuktrien-Synthese hemmt.

In einer Reihe von Untersuchungen an isolierten menschlichen Immunzellen konnten die Forscher zeigen, dass das Schlüsselenzym bei der Leukotrien-Synthese, die 5-Lipoxigenase, bei Frauen fast doppelt so aktiv ist wie bei Männern. Wurden weibliche Monocyten in Plasma von männlichen Spendern resuspendiert, war die Enzymaktivität deutlich niedriger als in Plasma von Frauen.

Andererseits konnte mit 5-alpha-Dihydrotestosteron die Leukotrien-Synthese in Zellen von weiblichen Spendern auf das Niveau der Zellen von Männern reduziert werden. Estrogen zeigte keinen, Progesteron nur einen geringen Effekt. Außerdem löste Testosteron die Phosphorylierung extrazellulär regulierter Kinasen (ERK) aus und hemmte die Phospholipase-D.

Die Forscher vermuten, dass Androgene durch ERK-Aktivierung in Monocyten die Phospholipase-Aktivität reduzieren und dadurch weniger Diacylglycerol gebildet wird. Das hat zur Folge, dass die Lipoxigenase weniger aktiviert wird und dadurch weniger Leukotriene gebildet werden.

Daraus schließen die Jenaer Pharmazeuten, dass dem männlichen Sexualhormon eine Schlüsselrolle bei der Modulation der Immunantwort zukommt. Dies würde beispielsweise auch das bereits früher beobachtete Phänomen erklären, wonach Testosteron Männer vor Arteriosklerose schützen kann. Die Ergebnisse sind im Fachmagazin „FASEB Journal“ veröffentlicht.

Vor allem aber, so betont Studienleiter Professor Dr. Oliver Werz, sollten die neuen Erkenntnisse bei der Prüfung neuer Therapien und Arzneimittel für Entzündungserkrankungen berücksichtigt werden. „Nach wie vor ist es in aller Regel so, dass neue Therapien ausschließlich an männlichen Probanden getestet werden.“ Die Studie untermauere, dass sich die an männlichen Versuchspersonen gewonnenen Ergebnisse nicht direkt auf Frauen übertragen lassen. Wichtig wäre eine jeweils „maßgeschneiderte“ Therapie für Männer und Frauen.