Die US-Zulassung des Wirkstoffs Teplizumab könnte ein Meilenstein in der Therapie von Typ-1-Diabetes sein: Erstmals steht damit ein Wirkstoff zur Verfügung, der die Insulinpflicht der Stoffwechselerkrankung hinauszögern kann – und zwar um bis zu zwei Jahre. Doch der Antikörper birgt auch Risiken.
Typ-1-Diabetes beginnt meist schon im Kindes- oder Jugendalter: Es kommt zu einem absoluten Mangel an Insulin. Ursache ist meist eine Fehlreaktion des Immunsystems: Die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse gehen zugrunde, dadurch steigt der Blutzuckerspiegel an und die Patient:innen werden insulinpflichtig.
Rund 8,7 Millionen Menschen weltweit haben Typ-1-Diabetes. Die Erkrankung äußert sich oft durch starken und vermehrten Harndrang und ständigen Durst, aber auch Symptome wie Müdigkeit, trockene Haut und wiederkehrende Infekte. Oft bleiben diese Warnsignale solange unbemerkt, bis die Patient:innen mit einer lebensbedrohlichen Ketoazidose im Krankenhaus landen.
Ein Typ-2-Diabetes verläuft in mehreren Stadien: Nachdem sich zunächst Autoantikörper im Blut bilden, kommt es im weiteren Verlauf zu Schäden an den insulinproduzierenden Beta-Zellen. Dadurch entsteht eine gestörte Glukosetoleranz, welche mit erhöhten Blutzuckerwerten einhergeht. Die Patient:innen benötigen schließlich Insulin, um die Blutzuckerwerte zu kontrollieren.
Wird die Erkrankung im Frühstadium diagnostiziert – was vor allem bei genetischer Disposition der Fall ist – könnte künftig der Wirkstoff Teplizumab helfen: Durch ihn kann die Erkrankung und damit die Insulinpflicht erstmals hinausgezögert werden. Es handelt sich dabei um einen sogenannten „CD3-Antikörper“: Er bindet an bestimmte Rezeptoren auf der Oberfläche der T-Zellen. Im Fokus stehen vor allem die „CD8-T-Lymphozyten“, welchen eine wichtige Schlüsselrolle beim Angriff der Betazellen zugesprochen wird.
Teplizumab wird an 14 aufeinanderfolgenden Tagen in Form von Infusionen verabreicht. Die Kosten belaufen sich auf rund 200.000 US-Dollar. Die US-Arzneimittelbehörde erteilte dem Medikament von Sanofi unter dem Namen Tzield kürzlich die Zulassung. Angewendet werden darf Teplizumab bei Kindern und Erwachsenen ab acht Jahren.
Die US-Zulassung beruht auf einer Phase-II-Studie, welche mit 76 Patient:innen an knapp 20 Zentren durchgeführt wurde. Durchschnittlich waren die Proband:innen 14 Jahre alt, als die Therapie mit Teplizumab eingeleitet wurde. Die Behandlung erfolgte ab einem HbA1c-Wert von 5,2. Getestet wurde der Antikörper gegen Placebo.
Da es durch den Wirkmechanismus zu einer Immunsuppression kommt, mussten die Proband:innen nachweislich frei von Infektionen sein. Häufige Nebenwirkungen waren Lymphopenie (73 Prozent), Leukopenie (21 Prozent), Hautausschläge (36 Prozent) und Kopfschmerzen (11 Prozent). Nach der 14-tägigen Therapie normalisierten sich die unerwünschten Effekte wieder.
Durch die Infusionen konnte in der Verum-Gruppe die Insulinpflicht im Durchschnitt um 48,4 Monate hinausgezögert werden. In der Placebogruppe waren es nur 24,4 Monate. Das letzte und gravierendste Stadium der Erkrankung konnte durchschnittlich um zwei Jahre verzögert werden. Dennoch bleibt zu bedenken, dass der Zeitpunkt der Insulinpflicht jedoch lediglich verschoben wird – die Notwendigkeit für den Rest des Lebens ist jedoch unumgänglich.
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